„Ich wähle Türk“, sagt auch der 21-jährige Mann, der mit seinen Freunden vor einem Caféhaus in der Sonne sitzt. „Weil er gegen die Kirche ist.“ Er versteht sein Votum auch als Protest gegen die Mitte-Rechts-Koalition unter dem Premier Janez Jansa, die angeblich die Kirche zu sehr unterstütze. Der junge Mann will aber weder seinen Namen sagen, noch ob er im ersten Durchgang dem Nationalistenführer Zmago Jelincic seine Stimme gegeben hat. Im Wahlkreis Maribor bekam der Populist beim ersten Durchgang 27,19 und in Ptuj sogar 28,13 Prozent der Stimmen. Doch zwei Wochen später bekennt sich kaum einer dazu.
Tito-Medaille
Pensionist Kogler wählt natürlich auch Türk, weil der sozial sei. Denn es gebe schon viele Arme. Und früher sei schon vieles besser gewesen. Stolz zieht er seinen Schlüsselanhänger aus der Tasche und lässt eine Tito-Medaille in der Sonne blinken. Lily hat schon beim ersten Wahldurchgang den UN-Diplomaten gewählt. „Weil er aus Maribor kommt“, sagt sie stolz. Und weil er etwas für die armen Leute tue. Sie selbst habe drei Jahre nach Arbeit gesucht und keine gefunden, jetzt ist sie bei einer Bank untergekommen. Während ganz Europa Slowenien als das Musterland unter den jüngsten EU-Mitgliedern preist, ist in Slowenien selbst das große Jammern angesagt.
„Wir hätten auch die Partei Känguru gewählt, wenn es sie gegeben hätte. Die Stimmen für Jelincic waren reine Proteststimmen“, sagt der Mann, der einen Kinderwagen durch die Fußgängerzone in Maribor schiebt. Und wogegen richtet sich der Protest? „In Maribor wurden wir schon zur Zeiten Jugoslawiens benachteiligt und jetzt wieder. Zumindest glauben wir das“, antwortet er. Überhaupt sei Jelincic gar nicht rechts. „Der war beim kommunistischen Geheimdienst. In Slowenien haben wir nicht einmal echte Nationalisten.“
Sabri hat noch nicht gehört, dass Jelincic zu den Roma abfällig Zigeuner sagt. Er hat überhaupt keine Ahnung, dass gewählt werden soll. „Was Türk? Ein Türke soll Präsident werden?“ Erst nach einer Viertelstunde rückt er damit heraus, dass er gar nicht wählen darf. Er ist ein Rom aus dem Kosovo, stolz zeigt er seine Aufenthaltsberechtigung.