Generalprobe: Peter Nidetzky schiebt, Höski Adalsteinsson zieht, doch der Isländer springt beileibe nicht. Am Freitag nehmen etwas größere Rösser Anlauf.

Foto: Stadthalle
Wien - So ist der Mensch, er übertreibt es halt gern. Damals, vor mehr als 15 Jahren, wollte er und hat er auch völlig ungeeignete Pferde über durchaus stabile Mauern springen lassen. Folge waren schlimme Stürze und unschöne Bilder, Folge war, dass Tierschützer auf Barrikaden stiegen und Veranstalter die sogenannte Mächtigkeit oder auch Puissance aus ihren Programmen streichen mussten. Ohnmächtigkeit sozusagen.

Nun feiert das Hochspringen für Pferde ein Comeback, es eröffnet heute, Freitag, das 22. "Fest der Pferde". Im Gegensatz zu früher sind die teilnehmenden Rösser Spezialisten, von ihrem Wuchs und Training darauf ausgerichtet, nicht oft, dafür aber hoch zu springen. Weltweit erlebt die Puissance eine Renaissance, etwa 30 Bewerbe fanden heuer bereits statt. "Und nirgends hat es Probleme gegeben", sagt Peter Nidetzky, der gemeinsam mit Thomas Frühmann das Wiener Pferdefest veranstaltet. Vor drei Wochen beim Turnier in Salzburg trug Lokalmatador Thomas Metzger auf Lambada den Sieg davon, die Stute sprang 2,10 Meter hoch, Metzger sprang, wenn man so will, mit. Er führt auch in der Stadthalle die heimische Mächtigkeitsabteilung an. Prominentester der erwarteten zwölf Teilnehmer ist der Brite John Whitaker.

Nidetzky gibt zu, dass sich der Mensch, auch er selbst, früher selbst hineingeritten hat. "Manche Pferde waren wirklich ungeeignet. Das war fast so, als würde man einen Marathonläufer sprinten lassen." Nun, in Wien, wird die oberste Schicht der Mauer aus Kunststoff bestehen, ein leichtes Anstreifen sollte zum Abwurf führen. Mit einer Höhe von 1,70 Metern wird man beginnen, dann pro Durchgang um jeweils maximal zwanzig Zentimeter erhöhen.

2,28 Meter, so lautet der Stadthallenrekord, aufgestellt vom Deutschen Willibald Mehlkopf und vor allem von seinem Pferd Wabbs. Er dürfte unangetastet bleiben. Vor der Mauer stehen übrigens zwei weitere Hindernisse da, von denen sich der Reiter eines oder beide aussuchen kann, um sein Ross auf den Hochsprung vorzubereiten. Die Mauer ist also, im Gegensatz zu früher, nicht in einen Parcours eingebaut. Nidetzky: "So ist die Belastung für die Beine bei einem Mächtigkeitspferd viel geringer als bei einem Grand-Prix-Pferd."

Mit der Mächtigkeit wollen die Veranstalter am zuletzt schwach besuchten Freitag mehr Zuschauer versammeln. Samstag (Derby), Sonntag (Team-Bewerb) und Montag (GP) sind Dauerbrenner. (Fritz Neumann, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 9.11.2007)