Wien - Obwohl die österreichische Abneigung gegen Atomkraft wie in Stein gemeißelt dasteht, hatte Global 2000 am Donnerstag vorsorglich zu einer Konferenz geladen. Thema: "Hat Atomenergie Zukunft?", mit der die Umweltschutzorganisation genau das Gegenteil beweisen wollte.

Denn insbesondere aufgrund des prognostizierten Klimawandels erlebt Atomkraft derzeit eine Image-Renaissance, emittieren die entsprechenden Kraftwerke während ihrer Betriebszeit doch keine erderwärmenden Treibhausgase.

Keine Lösung

Trotzdem seien AKWs keine Lösung, führte Helga Kromp-Kolb von der Universität für Bodenkultur aus, die sich als Meteorologin auch mit Atomkraft als Problemlöser gegen den Klimawandel beschäftigt. Abzulehnen sei Atomkraft aus vielerlei, auch rein technischen Gründen:

Konstruktion, Planung und Standortsuche neuer Atomkraftwerke verschlingen gut und gerne zehn, fünfzehn Jahre. "Damit aber haben wir ein Zeitproblem", erklärte Kromp-Kolb. Denn die entsprechenden Weichen für eine Treibhausgasreduktion sollten ebenfalls in den nächsten rund zehn Jahren gestellt werden. Bis die neuen AKWs schlussendlich in Betrieb gehen, sei es damit zu spät, jedenfalls aus Klimawandel-Gesichtspunkten, führte Kromp-Kolb aus. Außerdem warnte sie vor "Peak-Uran", also einem Auslaufen des Atomkraft-Grundstoffes Uran, was insbesondere bei den langen Laufzeiten bei AKWs - diese produzieren 30, 40 Jahre - schlagend werde.

Zuwenig von allem

Noch wichtiger als die Uranreserven-Frage sei, dass es überall zuwenig Experten, Institutionen und Investoren gebe, sodass selbst Ersatzbauten für die derzeit in die Jahre kommenden AKWs schwierig werden - zumindest in den westlichen Staaten. "Untersuchungen weisen immer wieder darauf hin, wie fragil die politische Unterstützung für neue Kraftwerke ist, und dass Investoren auch wegen der unsicheren Rahmenbedingungen das Risiko scheuen."

Daraus ergebe sich, dass es schwierig wird, die 16 Prozent Stromerzeugung, die derzeit weltweit aus Atomkraft kommen, zu halten. Dazu bräuchte man 260 große AKWs in den nächsten Jahren. Statt dessen aber werden überall Laufzeit-Verlängerungen angedacht, wodurch wiederum das Risiko von Unfällen steige. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.11.2007)