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Julie Andrews in "Sound of Music" 1965 - heute vermarktet Salzburg das Musical, dass die Kassen nur so klingeln.

Foto: AP
Salzburg - Während beispielsweise Mozart mit Geburts- und Wohnhaus auch örtliche Bezugspunkte für Salzburg-Besucher hat, gondeln die "Sound of Music"-Fans bisher ziemlich heimatlos von Filmschauplatz zu Filmschauplatz. Daher soll im Mirabellgarten im Gebäude des bisherigen Barockmuseums nun ein eigenes "Sound of Music-Center" entstehen. Die neue Einrichtung soll eine Mischung aus Museum, Info-Center und natürlich Shop werden. Land und Stadt Salzburg wollen für das Rührstückmuseum 1,8 Millionen Euro lockermachen. Danach soll sich die von einem Verein betriebene Tourismuslocation selbst finanzieren.

Superlativen

Der Film "Sound of Music" gilt als erfolgreichste Musicalverfilmung aller Zeiten. 1965 hat er fünf Oscars eingefahren und rangiert nach "Vom Winde verweht" und "Doktor Schiwago" auf Platz Drei der ewigen Bestenliste. Die Singleauskopplung des "Edelweiß"-Songs dürfte die zweit erfolgreichste in der gesamten Musikgeschichte sein.

Damit aber nicht genug der Superlativen: Alles in allem haben bereits über eine Milliarde Menschen den in Salzburg gedrehten Streifen gesehen. Für Salzburg neben Mozart, dem Weihnachtslied "Stille Nacht" und den Festspielen ein touristischer Glücksfall der besonderen Art. Touristiker schätzen, dass jährlich über 300.000 Menschen zu den Originalschauplätzen an die Salzach pilgern.

Die 1965, mit Julie Andrews und Christopher Plummer in den Hauptrollen, als triefendes Rührstück unter der Regie von Robert Wise verfilmte Familiengeschichte der Maria Augusta von Trapp ist einer der berühmtesten Exportartikel Österreichs. Vor allem im asiatischen und angloamerikanischen Raum - von Korea bis Australien, von den USA bis Simbabwe. In London gab es sogar eigene Kult-Events zum Thema. Etwa 70 Prozent aller Touristen aus den USA und Japan kommen an die Salzach, um in geführten Touren die Drehplätze des Filmes zu besichtigen.

Und obwohl hierzulande die Story des Kindermädchens, das den Vater der von ihr betreuten Kleinen heiratet, singend sämtliche Herzen erobert und mit ihrer Familie vor den Nazis flüchten muss, kaum jemand kennt: Vermarktet wird, was gerade noch geht. Vor kurzem ist sogar ein Kochbuch mit Rezepten der Trapp-Köchin Johanna Raudaschl erschienen. Stimmiger Titel: "Sound of Cooking".

Der Standort des geplanten Museums ist laut Landeshauptfraustellvertreter Wilfried Haslauer (VP) und Bürgermeister Heinz Schaden (SP) jedenfalls ideal: Der Mirabellgarten sei ein Originaldreh ort des Films, das vorhandene Gebäude von der Größe her geeignet, gut an den öffentlichen Verkehr angebunden und von der Altstadt fußläufig erreichbar. Und: Schon jetzt wird der Mirabellplatz als Ausgangspunkt der Sound of Music-Rundfahrten genutzt. Läuft alles nach Plan, soll das Center im Herbst 2009 aufsperren.

Noch ein Wunsch der Politik dazu: Nachdem sich kaum ein Salzburger jemals für "Sound of Music" interessiert hat, soll das neue Center "auch für die Einheimischen ein Ort der Information und eine Stätte der historischen Aufarbeitung" werden. Immerhin vermittle die Geschichte ja auch positive Werte wie "Zusammenhalt der Familie, Festhalten an Werten und Einstellungen, Mut zum Neuanfang." So interpretiert zumindest Haslauer den Welterfolg.

Museumsquartier

Erwünschter Nebeneffekt: Das Barockmuseum übersiedelt in den sogenannten Wallistrakt im Herzen der Altstadt. Damit entsteht hier ein eigenes Museumsquartier: Die Residenz, die Residenzgalerie, das Dommuseum, die Kunstschätze von St. Peter, die Domgrabungen, die archäologischen Funde in den Kellergewölben der Residenz, das Salzburg Museum, das Rupertinum und eben das Barockmuseum. (Thomas Neuhold/DER STANDARD, Printausgabe, 9. November 2007)