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In den Alpen, wie hier im Salzkammergut, ist der Winter schon angekommen - und denkt nicht daran, wieder zu gehen. Am Wochenende erwarten Experten "chaotische" Verkehrssituationen in den Bergen.

Foto: APA/Zeppelzauer
Wien/Innsbruck - Sollte irgendwer auf eine heizkostensparende Witterung wie im Vorjahr gehofft haben, hat ab diesem Wochenende eine Illusion weniger. Wo es nicht schneit, stürmt der Wind und die Temperaturen fallen. Auf der Alpennordseite, von Vorarlberg bis ins nördliche Burgenland ist mit einem starken Wintereinbruch und größeren Behinderungen im Straßenverkehr zu rechnen. Die Zentralanstalt für Metereologie und Geodynamik erwartet Schneefälle bis auf 400 Metern. Vor allem für Tirol und Vorarlberg wird zwischen heute Freitag und Montag mit großen Mengen Neuschnee von mindestens einem halben bis zu eineinhalb Metern erwartet. Die Folge: Lawinengefahr. Rudi Mair vom Lawinenwarndienst Tirol rechnet vor allem auf Passstraßen wie dem Arlberg oder dem Fernpass mit Behinderungen. Er rät vor "nicht unbedingt notwendigen" Fahrten mit dem Pkw auf diesen Routen ab. Die Verkehrssituation könnte "chaotisch" werden, befürchtet Mair. In manchen exponierten Seitentälern seien auch Straßensperren nicht auszuschließen. Evakuierungen von Siedlungsgebieten dürften aber nicht notwendig werden. Da in den Gletscherskigebieten reger Betrieb herrscht, werden die Skifahrer dort dringend gewarnt, außerhalb der gesicherten Pisten abzufahren. "Wir machen auch deshalb eindringlich auf die bevorstehende Situation aufmerksam, weil wir glauben, dass niemand Anfang November mit tiefwinterlichen Verhältnissen rechnet. Aber es steht ein extremer Wintereinbruch bevor", so Mair. Selbst in der Ebene könnte unter Umständen am Freitagabend der erste Schnee fallen, glaubt man beim privaten Wetterdienst Meteomedia. In jedem Fall wird es in ganz Österreich stürmen - mit 70 bis 90 Stundenkilometer wird der Wind über das Land und durch die Straßen fegen, prognostizieren die Meteorologen. Die Stürme vom Mittwochabend haben glücklicherweise wenig Schaden in Ostösterreich angerichtet. Spektakulärster Zwischenfall war das Umkippen eines Lkw-Anhängers auf der A2. Die Bergung des vom Seitenwind umgewehten Hindernisses sorgte allerdings im Abendverkehr für gröbere Staus. Der frische Schnee ruft auch das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) mit einer alten Forderung auf den Plan. "Eine Winterreifenpflicht für Pkw, zum Beispiel von Oktober bis Ostern, ist nach wie vor etwas, das wir für sinnvoll halten und fordern", wünscht sich in einer Aussendung KfV-Direktor Othmar Thann. Und führt Datenmaterial an: Eine schwedische Studie habe einen Unfallrückgang von zwölf Prozent nach Einführung der Winterreifenpflicht belegt. Auch in den Nachbarländern Slowenien und Deutschland bestehe eine Pflicht zur "geeigneten Bereifung", verweist Thann auf internationale Vorbilder. (Michael Möseneder, Benedikt Sauer/DER STANDARD, Printausgabe, 9. November 2007)