Name: Defne Koz
Jahrgang: 1964, geboren in Ankara
Ausbildung: Studium "Italienische Sprache und Literatur" in Ankara, danach Design Masters Program an der Domus Academy in Mailand
Label: Defne Koz

Foto: Hersteller

Standort: Chicago, Mailand, Istanbul
Arbeitete für: u. a. Foscarini, Alessi, Fontana Arte, Rapsel, Vitra, Egizia, Pirelli, Guzzini, Fiat, WMF, Authentics, Gaia & Gino
Preise: 2006 Red Dot Design Award für Badezimmeraccessoires für Vitra ID Magazine – Best In Category Award, Chicago Athenaeum Museum of Architecture and Design – Best Design-Award für die Gläserserie "Liquids", entworfen für Gaia & Gino.Daneben Ausstellungen im Kunstmuseum Düsseldorf, im Übersee-Museum Bremen und im Museo di Pietrarsa, Neapel.

Foto: Hersteller

Profil: "Meine Interessen spannen sich vom Design digitaler Audiosysteme bis hin zum Einsatz traditioneller, handgemachter Keramik", sagt die Vielseitige, die nach einem für sie bedeutenden Karriereabschnitt in Mailand heute in Chicago lebt. "Meinen Zugang zu Design konnte ich vor allem während meiner Zeit im Studio von Ettore Sottsass weiterentwickeln. Darüber hinaus möchte ich meine türkischen Wurzeln ebenso mit einbringen wie meine sogenannte italienische Seite, die inzwischen ebenfalls stark ausgeprägt ist. Und grundsätzlich hege ich eine echte Neugier für die unterschiedlichsten Produkttypen. Wobei es immer mein Ziel war, die sensorischen Seiten eines Materials spürbar zu machen." Zum Boom der türkischen Designszene meint sie: "Als Land zwischen zwei starken Kontinenten sollte das türkische Design eine eigene Perspektive entwickeln, nicht zwangsläufig das eine oder andere gängige Profil nachahmen. Mein Weg von der Türkei über Italien in die USA hat mich gelehrt, dass man zu mehreren Kulturen gleichzeitig gehören kann. Mit meinen Entwürfen suche ich stets nach einer ursprünglichen, zeitgenössischen Interpretation meiner vielen Wurzeln und Inspirationen."
www.defnekoz.com

Name: Aziz Sariyer
Jahrgang: 1950, geboren in Mugla
Label: Derin Design, Park, Hamam Collection

Foto: Hersteller

Standort: Istanbul
Arbeitete für: Derin, Cappellini, Moroso, Zeritalia, Sica, Alparda, Koleksiyon

Foto: Hersteller

Profil: Der Lokalmatador und Gründer von Derin Design gilt als Altmeister des türkischen Designs und ist einer der erfolgreichsten Designer des Landes. Seit den 70er-Jahren entwirft Aziz Sariyer funktionelle Möbel von reduzierter, schnörkelloser Prägung. Mittels einer klaren, beinahe neutralen Formensprache gelingt es ihm immer wieder, archaische mit zeitgenössischen Formen zu verbinden. Eine weitere Spezialität: einzelne Module, die sich wie Legosteine oder Puzzleteile zusammensetzen lassen. Andere Objekte wiederum kommen mit dem dominanten Selbstverständnis eines Monolithen daher. Auf der IDW überraschte Sariyer mit der Homewear Collection "Hamam", deren Schnittführung ebenso geometrisch ausgezirkelt wirkt wie seine Möbelprogramme. Sariyer, der zudem als Professor Studenten unterrichtet, empfindet den Austausch und die Kooperation mit Kollegen als elementar. "Das gibt mir das Gefühl, Teil eines Kollektivs zu sein. Daneben ist mir die Verantwortung für die Prägung von Werten im Design sehr wichtig", sagt Sariyer. "Seit dem Jahr 2000 bekommt das türkische Design immer öfter weltweite Anerkennung. Es zeigt Alternativen zu bestehenden Tendenzen auf und wird künftig eine immer bedeutendere Rolle in der globalen Szene spielen."
www.derindesign.com
www.sariyerdesign.com
www.hamam.com.tr

Name: Erdem Akan
Label: Maybe Design, Erdem Akan

Foto: Hersteller

Standort: Istanbul und Wien
Jahrgang: 1973, geboren in Istanbul
Ausbildung: Industrial Design Masters Program der Salford University in Manchester, England. Anschließend Design Culture and Management, Bilgi University in Istanbul.

Foto: Hersteller

Profil: Akans Aktionsradius reicht von seiner Tätigkeit als Creativ Director für das türkische Label Gaia & Gino über das Design Management bis hin zum Produkt Design unter eigener Flagge. Außerdem ist Akan Mitbegründer des Wiener-Istanbuler Studios Maybe Design und hat mit bekannten Designgrößen wie Ron Arad, Karim Rashid oder Tom Dixon gearbeitet. Seiner Philosophie gemäß verteidigt er die traditionelle türkische Kultur und lässt sie teils spielerisch, teils ornamental, teils abstrakt in seine Arbeit einfließen. Seine Teegläser "East meets west" sowie die Schale "Hadj bowl" zeigen Beispiele einer intelligenten Symbiose aus traditionellem und zeitgenössischem Design: "Die Teegläser ,East meets west' stehen als Metapher für viele Türken, die nach außen hin westlich gekleidet sind, im Inneren aber östlich fühlen." Wichtig sind Akan die Spannungen, die aus Gegensätzen resultieren: zwischen industriell und handgefertigt, künstlich und natürlich, alt und neu, vor allem aber zwischen westlicher und östlicher Kultur. Seiner Meinung nach sollte Design genau diese Spannung ausdrücken. Dazu gehört auch, mit Klischees zu spielen oder zu provozieren. "Aus meinen Entwürfen sollte man einen deutlichen Standpunkt oder den kulturellen Hintergrund erspüren können."
www.maybedesign.at
www.erdemakan.com

Name: Aykut Erol
Standort: Istanbul
Jahrgang: 1972, geboren in Istanbul

Foto: Hersteller

Ausbildung: Studierte das Fach Industrial Product Design an der Mimar Sinan University in Istanbul, später an der Domus Academy und an der Nuova Accademia di Belle Arti, beide in Mailand.
Design-Awards: "Most Successful Design of the Year" Award, 2006 Istanbul Design Week

Foto: Hersteller

Profil: "Mein Job ist es, Probleme zu lösen", findet Aykut Erol. Genauer betrachtet ist der Award für sein "Line"-Design auch ein Award für liberales Denken: "Design soll demokratisch sein", sagt Erol. Das heißt im Klartext: günstig, flexibel und omnipotent. Gesagt, getan: Das Programm "Line" ist quasi ein All-in-one-Möbel in Reinkultur: Ein aus Modulen zusammensetzbarer, rund einen Zentimeter dicker Draht windet sich in immer neuen Kurven, Ecken und Schlaufen und bildet so in einer ununterbrochenen Linie Arbeitstisch, Hängevorrichtungen für Bücher, CDs, Flaschen, Gläser und sogar für das Fernsehgerät, bevor er sich wieder zur Runde schließt. Materialsparender geht's wirklich nicht. Auch mit den Begleiterscheinungen kann man gut leben: Die Module sind leichtgewichtig, wenig aufwändig in der Herstellung, einfach in Schachteln zu verstauen und zu transportieren. Und last, but not least wirklich billig: Ein Modul ist für rund 50 Euro zu haben. Damit könnte das Drahtdesign zur Grundausstattung moderner Nomaden avancieren und vielleicht auch zum bisher größten Affront gegen Biedermeier und altdeutsche Eiche. Auch ein Antwerpener Boutique-Hotel hat das so gesehen und bereits kräftig Design vom laufenden Meter eingekauft.
www.aykuterol.com

Name: Adnan Serbest
Label: Adnan Serbest Furniture

Foto: Hersteller


Standort: Istanbul
Jahrgang: 1956, in Mazedonien geboren
Aktiv seit: rund 25 Jahren als professioneller Designer
Design-Awards: Wing Chair No. 8 bekam den "Best of 2006 furniture"-Award des Magazins Wallpaper, er selbst war "Best of Best nominee" der IMM Köln 2007

Foto: Hersteller


Profil: Serbest ist Autodidakt und seine Sichtweise von der handwerklichen Herkunft geprägt. Er wehrt sich gegen jede artifizielle Überfrachtung: "Wir müssen die Dinge nicht mit künstlicher Bedeutung aufladen, sondern einfach über das Design unsere Emotionen ausleben." Dabei vertraut Serbest auf die Kraft und die Spannung simpler, geometrischer Formen, seine schlicht-strengen Linien sind häufig von grafischer Wirkung. Für seine Entwürfe verwendet er gern traditionelle Materialien wie Holz oder Stahl. Und er sagt: "Ein Stuhl ist nicht nur ein Stuhl, sondern auch ein Kampfplatz. Hier trifft der Handwerker, der durch die Eigenschaften des Materials eingeschränkt ist, auf den Designer, dessen Gefühlswelt der Schlüssel zu seiner Vorstellungskraft ist." Den ersten Gemeinschaftsauftritt türkischer Designer unter dem Namen "Ilk" in der Mailänder Zona Tortona hat er sehr begrüßt: "Das war der historische Wendepunkt in der Geschichte türkischen Designs. Bis dahin hat jeder für sich gearbeitet, man kannte sich höchstens vom Namen her. Diese gemeinsame Plattform und auch der neu entstandene Austausch hat wie ein Katalysator gewirkt und jene globale Aufmerksamkeit gebracht, die die einzelnen Entwürfe verdienen."
www.adnanserbest.com

Name: Pinar Yar + Togrul Gövsa
Label: GAEAforms ®

Foto: Hersteller


Standort: Izmir
Jahrgang: Pinar Yar ist 1979 in Izmir geboren, Togrul Gövsa 1976
Ausbildung: Pinar Yar besuchte die TASIS Highschool in der Schweiz, sie studierte in New York Industrial-Design auf der Syracuse University, dann auf der Design Domus Academy in Mailand. Ihr Partner Togrul Gövsa studierte Transport-Design in Coventry, England
Aktiv seit: 2006 für das eigene Label Gaeaforms
Design-Awards: Istanbul Design Week: "Young Designer Award 2007"

Foto: Hersteller



Profil:
Yar und Gövsa verbinden experimentelles Arbeiten, den Einsatz von Verbundwerkstoffen und jüngste Technologien. Dabei möchten die beiden Designer eine Zielgruppe ansprechen, deren Alltag ihrem eigenen stark ähnelt. Als junge Eltern, selbstständige Individuen, Verbraucher und Berufstätige stellen sie Anforderungen an Produkte, die diesen rund um die Uhr standhalten sollten. Da trifft es sich gut, dass Togrul Gövsa profunde Kenntnisse im Yachtbau besitzt, aus welchem er Techniken und Materialien entlehnt, um sie für die Dinge des Alltags zu nutzen. Frei nach dem Motto: Material, das zwölf Beaufort und Brecherwellen trotzt, hält auch dem Ansturm der lieben Kleinen stand. Für die blattförmige Hängematte "Leaf" stand ganz deutlich die Natur Pate: Ein fester Rahmen umspannt eine netzartige Liegefläche aus Schnüren. Für das Relaxmöbel, das drinnen wie draußen einsetzbar sein soll, vergab die diesjährige Istanbul Design Week den "Young Designer Award 2007". Die Stärken des Komposit-Materials – hohe Festigkeit bei geringem Gewicht – nutzt das Duo für weitere Entwürfe aus der Kollektion, darunter die aerodynamisch anmutende Sitzbank "Wings" oder der sechsbeinige "Stepchair".
www.gaeaforms.com
www.pinaryar.com
www.govsa.com
(Franziska Horn/Der Standard/rondo/09/11/2007)