Helsinki - Zwei Tage nach dem Amoklauf eines 18-jährigen an der Jokela-Schule rund 50 Kilometer nördlich der finnischen Hauptstadt Helsinki ist Kritik am Umgang mit Informationen durch die Polizei laut geworden. Der leitende Chefarzt an der Töölö-Klinik in Helsinki beschuldigte die Polizei, wichtige Informationen wie die Anzahl der Opfer zu lange zurückgehalten und damit die Arbeit der Ärzte erschwert zu haben. Die Polizei räumte am Freitag "Mängel in der Kommunikation" ein.

Chefarzt Eero Hirvensalo bemängelte neben den über Stunden hinweg ausstehenden offiziellen Informationen über die Anzahl der Toten und Verletzten auch das Fehlen einer klaren Kompetenzverteilung hinsichtlich der Herausgabe von Informationen zwischen Polizei und Krankenhäusern. Die Polizei habe durch ihr langes Schweigen das Entstehen von teilweise falschen Gerüchten begünstigt, so Hirvensalo laut finnischer Nachrichtenagentur STT.

Polizei gesteht Mängel

Einsatzleiter Tero Haapala von der finnischen Kripo räumte am Freitagvormittag ein, die Handhabung von Informationen durch die Polizei sei "teilweise mangelhaft" gewesen. In Zukunft müsse dafür gesorgt werden, dass korrekte Information schneller herausgegeben werde. Gleichzeitig verwies Haapala auf den Vorrang des Interesses der betroffenen Angehörigen.

Im Nachhinein hatte sich herausgestellt, dass die Polizei den Amokschützen bereits um 13.53 Uhr mit einem Kopfschuss auf einer Toilette des Schulgebäudes gefunden hatte und die meisten der Opfer bereits davor. Den ganzen Nachmittag über blieb die Polizei bei ihrer Information, es gebe vorerst nur ein Todesopfer. Bis zum Bekanntwerden des wahren Umfangs der Tragödie in der Öffentlichkeit verstrichen insgesamt vier Stunden. Währenddessen kursierten mehrere Versionen über Anzahl und Identität der Opfer in den Medien. (APA)