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Ein neues Angebot hat die Bahn bisher nicht vorgelegt, die Gewerkschaft denkt allerdings noch lange nicht ans Aufhören.

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Berlin/Frankfurt/Main - Das neue Ultimatum der Lokführergewerkschaft GDL läuft am (morgigen) Montag um 24.00 Uhr ab. Den Tag über habe die Führung der Bahn noch Zeit, weitere Streiks mit einem neuen Angebot zu verhindern, sagte Gewerkschaftssprecherin Gerda Seibert der AP. Der geschäftsführende Vorstand der GDL wolle am Montag oder Dienstag zusammentreten und über die Fortsetzung des Arbeitskampfes zu beraten, erklärte sie. Nach AP-Informationen ist ein Streikbeginn vor Mittwoch aber unwahrscheinlich,

"Es stehen über 1000 Züge in Deutschland." Diese aus seiner Sicht "erfolgreiche Bilanz", zog Manfred Schell, Chef der Gewerkschaft der deutschen Lokführer (GDL) Bilanz über den bislang längsten Streik im deutschen Bahnverkehr.

Nach dem Ende des Streiks hat die GDL der Bahn ein neues Ultimatum gestellt. Bis Montag habe die Konzernführung Zeit, ein neues Angebot vorzulegen, sagte der GDL-Vorsitzende Manfred Schell. So lange werde definitiv nicht gestreikt. Bis spätestens Dienstag werde dann entscheiden, ob und wann es mit Streiks im Fern-, Nah- und Güterverkehr weitergehe.

Mit Wirkung zufrieden

Mit der Wirkung ihres 42-Stunden-Streiks im Frachtverkehr zeigte sich die Gewerkschaft zufrieden: Zwischen Samstag 00.00 Uhr und 06.00 Uhr hätten bundesweit fast alle Güterzüge stillgestanden. Laut Bahn-Führung werden die Auswirkungen des Streiks noch für Wochen spürbar bleiben. Insgesamt beteiligten sich laut GDL rund 2.600 Lokführer an dem Arbeitskampf.

Ihr Chef Schell appellierte an den Arbeitgeber, jetzt ein neues Angebot vorzulegen: "Wenn der Bahn die Kunden nicht völlig egal sind, sollte sie dies tun." Mit bezahlten Überstunden und einer bezahlten Arbeitszeiterhöhung werde sich die Gewerkschaft niemals begnügen.

Die Bahn AG richtet sich derweil auf eine Eskalation im Arbeitskampf ein. "Auf uns kommt eine schwierige Woche zu. Ich gehe davon aus, dass die Streiks ausgeweitet werden", sagte Aufsichtsrat Georg Brunnhuber der "Bild am Sonntag". In einer außerordentlichen Aufsichtssitzung werde er die Einberufung eines Schlichters vorschlagen.

Derweil signalisierte die GDL Zustimmung zu Überlegungen, die Lokführer in eine eigene Service-GmbH auszugliedern. "Für die Lokführer wäre das sicher etwas Lohnenswertes", sagte der stellvertretende Vorsitzende Günter Kinscher. Mit einer Ausgliederung dürften aber keine sinkenden Tarifgehälter verbunden sein.

SPD: "Ein Betrieb, ein Tarif"

Der Streit zwischen der Spitze der GDL und führenden SPD-Politikern spitzte sich weiter zu. SPD-Fraktionschef Peter Struck forderte die Bahn zu Härte gegenüber der GDL auf. Er stehe klar auf der Seite von Bahnchef Hartmut Mehdorn und dem Transnet-Vorsitzenden Norbert Hansen, sagte Struck der "Bild am Sonntag". Es könne keinen eigenständigen Tarifvertrag für die Lokführer geben: "Es muss gelten: ein Betrieb, ein Tarif."

Im Gegenzug kritisierte die Lokführergewerkschaft das Verhalten der SPD. Diese habe "ein hohes Interesse daran, dass eine Gewerkschaft, die 80 Prozent der Lokomotivführer organisiert, nicht unbedingt erfolgreich ist", sagte der stellvertretende GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am Samstag im MDR info. Er sprach im Zusammenhang mit der SPD von "erfolgreichem Gehorsam zu den DGB-Gewerkschaften mit dem Ruf nach Tarifeinheit, dem Ruf nach schwachen Gewerkschaften". Wie das zu einer sozialdemokratischen Partei passe, erschließe sich der GdL nicht.

Transnet: "Nicht übertreiben"

Auch die Gewerkschaft Transnet griff die Konkurrenz-Organisation GDL an. Ihr Chef Norbert Hansen warnte vor einem Verlust von Arbeitsplätzen bei der Deutschen Bahn als Folge der Lokführer-Streiks. "Die GDL darf es mit ihren Streiks nicht übertreiben", sagte Hansen der Hannoverschen "Neuen Presse". Würden wegen des Arbeitskampfes Bahnkunden dauerhaft abspringen, sei niemandem geholfen. "Dann bekommen die Lokführer am Ende vielleicht mehr Geld, aber jeder Dritte verliert seinen Arbeitsplatz."

Hansen sagte weiter, wenn durch den Streik "das Geld aufgezehrt" werde, das für eine Verbesserung der Entgeltstruktur bereits vorgesehen sei, litten alle Beschäftigten darunter. "Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie andere Geld verbrennen, das wir dringend brauchen." (APA/AP)