Das Reininghaus Jahrgangspils 2007 wird verkostet.

foto: seidl
Jahrgangsbiere sind typischerweise sehr starke, eher dunkel eingebraute und obergärig vergorene Biere, denn nur solche Biere können unbedenklich über viele Jahre gelagert und dann jahrgangsweise verglichen werden.

Bei einem Pils ist so etwas nicht möglich, hier muss man sich auf die Erinnerung (und Aufzeichnungen) verlassen. Diese werden beim Reininghaus Jahrgangspils nun bereits das sechste Jahr geführt – 2001 hat die BrauUnion zum ersten Mal ein Pilsbier für die Spitzengastronomie angeboten. Teuer genug, dass man dafür besonderen Aufwand betreiben konnte: Das Bier wird jährlich nach dem gleichen Rezept mit den gleichen Hopfensorten aus der gleichen Lage gebraut. Es handelt sich um Hopfen der Sorte Celeja aus der steirischen Hopfenbaugemeinde Leutschach.

Die Hopfenmenge wird bei einem Brauvorgang üblicherweise an der Leitsubstanz Alphasäure (die wesentlich für die Bittere des fertigen Bieres bestimmend ist) ausgerichtet. Braumeister Andreas Werner, zuständig für die Brauereien in Leoben-Göss und Graz-Puntigam, geht einen anderen Weg: Sein Braurezept für das Reininghaus Jahrgangspils geht von einer konstanten Menge an (pelletiertem) Hopfen des jeweiligen Jahrgangs aus – dadurch schwanken sowohl die Bitterwerte als auch die Aromen (neben der Alphasäure enthält der Hopfen mehr als 200 weitere Aromakomponenten) im fertigen Bier ähnlich stark wie deren Zusammensetzung in den Hopfendolden des jeweiligen Jahrgangs.

Die heurige Hopfenernte ergab in Leutschach (übrigens anders als in anderen Anbaugebieten) hohe Alphasäurewerte und überhaupt viel Aroma – das den heurigen Jahrgang wesentlich pilstypischer erscheinen lässt als frühere: Der Bitterwert (ppm Alphasäure im fertigen Bier) liegt etwas über 30, was in früheren Jahrgängen kaum erreicht wurde. Das kann man dann auch deutlich schmecken. Farblich wie immer von einem hellen Goldgelb ausgezeichnet, ist das Jahrgangspils 2007 durch eine intensive gras- und kräuterartige Hopfennase gekennzeichnet. Es hat einen sehr herben Antrunk, in dem die herbalen Aromen die Malznoten komplett überlagern. Der Trunk ist sehr schlank und wird ebenfalls vom Hopfen getragen, der auch den langen Nachtrunk bestimmt – da mischen sich aber auch leichte fruchtige (Äpfel?) Aromen hinein, die eher vom Malz kommen dürften. (Bierpapst Conrad Seidl)