Die von der BBC geplante Nachrichtenreform sorgt unter Mitarbeitern und Kritikern zunehmend für Skepsis. Wie der öffentlich-rechtliche britische Sender mitgeteilt hat, soll es künftig weniger einzelne Stories, dafür mehr Live-Berichte in den Nachrichten geben. Die Umstrukturierungsmaßnahmen in diesem Bereich erfolgen im Zuge der im Oktober angekündigten Budget- und Stellenkürzungen. Betroffen sein sollen insbesondere die BBC1-Sendungen One O'Clock und Six O'Clock. In Zukunft wird es laut Insidern mehr Live-Interviews und Diskussionen zwischen den Nachrichtenmoderatoren und Reportern geben, aber deutlich weniger vorproduzierte Blöcke, berichtet der Guardian. Die Anzahl der einzelnen Blöcke in den TV-Nachrichten wird vermindert, dafür sollen diese dann aber länger ausfallen.

Sorge um Qualität

Aufgrund der eingeschränkten Beiträge bei der BBC fürchten nun viele Mitarbeiter und Brancheninsider, dass die Qualität der Nachrichten leiden könnte. Da die verantwortlichen Redakteure gezwungen werden, aus einer kleineren Zahl an Stories zu wählen, würde sich künftig tendenziell eher die populärste bzw. massentauglichste Option durchsetzen, meinen Kritiker. Wie eine BBC-Sprecherin bestätigte, wird die Nachrichtenabteilung in Zukunft tatsächlich weniger produzieren. Die Qualität werde laut BBC aber auf dem bisherigen Niveau bleiben. "Wir werden weniger machen, aber wir werden die Qualität und Präzision, die von unserem Publikum erwartet wird, weiterhin aufrechterhalten", so die Sprecherin.

Infotainment und crossmediale Strategien

An die Fortsetzung eines hohen Qualitätsniveaus glaubt auch Kai-Uwe Weidlich, Branchenexperte vom Medieninstitut Ludwigshafen. "Die Zusammenlegung von Redaktionen bzw. gestraffte Strukturen bedeuten nicht automatisch einen Qualitätsverlust." Was das Publikum und dessen Nutzungsgewohnheiten betrifft, so macht der Medienexperte zwei Trends aus, die derzeit den Ton angeben. "Einerseits sind so genannte Infotainment-Angebote - also Information gekoppelt mit Unterhaltung - sehr gefragt. Andererseits zeigt sich auf redaktioneller Seite eine zunehmende Tendenz zu crossmedialen Strategien", so Weidlich. Klassische Medien wie Fernsehen oder Radio würden ihre Basis-Nachricht zwar immer noch via TV- oder Radiokanal verbreiten, gleichzeitig aber immer häufiger auf Zusatzinformationen im Internet verweisen und die Inhalte über mehrere Medien hinweg vermarkten. (pte)