Matthias Wagner (Xerox), Sabine Göllrich (T-Mobile) und KarrierenStandard-Leiterin Karin Bauer diskutierten bei der Personal Austria die künftigen Herausforderungen für HR-Manager mit Personalberater Günther Tengel und Andreas Nentwich (Nestlé) (v._l.).

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„Wir bewegen uns auf einen 80/20-Arbeitsmarkt zu“, eröffnete Günther Tengel, Eigentümer der Personalberatung Jenewein & Partner, die Podiumsdiskussion „Lust oder Frust? Neue Herausforderungen für die Human Resources“. 80 Prozent der Suchenden fänden keinen Job, 20 Prozent würden am Markt heiß umkämpft, formulierte er am Donnerstag überspitzt. Mit Sabine Göllrich, HR-Chefin und Mitglied der Geschäftsführung bei T-Mobile, sowie Andreas Nentwich, Leiter HR und Internal Affairs bei Nestlé und Matthias Wagner, Sales Devel-_opment Manager von Xerox, ging Tengel das Thema an. Wenn junge Leute heute so gut und international ausgebildet seien wie nie zuvor, gelte es, diese Mitarbeiter „immer besser einzubinden, um sie zu halten“. Eine längst bemerkbare Entwicklung zeige, dass „Lebensmodelle der Eltern nicht mehr übernommen werden“. Top-Fachkräfte sind sich ihres Werts bewusst und spielen ihr Blatt immer geschickter aus.

Göllrich schätze die heutigen Berufseinsteiger. „Diejenigen, die zu uns kommen, sind zielstrebig und technikaffin. Das kommt uns entgegen.“ Der Markt in Österreich sei für Top-Ausgebildete momentan sehr gut, weshalb sich viele trotz Globalisierung und Internationalisierung der Branchen überlegen, „ob sie wirklich ins Ausland müssen“, wie es so oft empfohlen werde. „Sie kriegen auch hier einen Job.“

Vertriebs-Recruiter Wagner streicht als Problem der Mitarbeitersuche hervor, dass „jeder ins Marketing möchte“, aber keiner in den Verkauf. „Plakativer: Jeder will Häuptling sein, _niemand Indianer.“ Das liege auch am mangelnden Ausbildungsangebot:_„Es gibt nur drei FH-Studien in Marketing und Sales.“ Und diese „produzieren wiederum Häuptlinge“. Im Verkauf hätten die Unternehmen die Ausbildungslast darum weitgehend allein zu tragen.

Rund 2000 Initiativbewerbungen bei 500 Mitarbeitern erhält Nentwich bei Nestlé. Einen Wandel bemerke er bei der Loyalität: „Früher war man 30 Jahre im Betrieb und ging dann in Pension. Heute heißt es ‚Zahl mir meinen Preis, und dann arbeite ich so gut ich kann‘.“

Mit Thesen für die Zukunft der Arbeit wartete Trendforscher Matthias Horx auf, der bei der Personal Austria eine Keynote-Speach zum Thema hielt: Die Ära des Arbeitsplatzes neige sich ihrem Ende zu. „Platz“, das sage man heute „zu seinem Hund, aber nicht mehr zur Arbeit.“ Wer heute wisse, wie sein Beruf in 15 Jahren heißt, dessen Karriere stehe unter keinem guten Zeichen. Viele Menschen verbänden mit „lebenslang“ nicht mehr ihre Arbeit, „sondern ein Urteil für Schwerverbrecher“. (Bernhard Madlener, Der Standard, Printausgabe 10./11.11.2007)