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Studierende besetzen die Sorbonne in Paris.

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Studentenproteste in Paris: „Bildung ist teuer, aber nicht so teuer, wie ungebildet zu sein.“

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Vor dem Universitätsgebäude stehen einsatzbereite Polizisten.

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Es sei noch kein Flächenbrand, aber der Funke sei am Zünden, kommentierte die linke Zeitung Libération. Hunderte von Studenten bestreiken derzeit Teile der Fakultät von Nanterre westlich von Paris. Lediglich an den Rechts-, Politik und Wirtschaftsfakultäten wurde unterrichtet, weil dort offenbar eine Mehrheit die Weiterführung der Vorlesungen wünscht.

Sarkozy warnt vor Gewalt

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat vor Gewalt bei den für kommende Woche geplanten Streiks im Öffentlichen Dienst gewarnt. "Ich sage allen: Seien Sie verantwortungsvoll, sehr ruhig und zeigen Sie eine Menge Gelassenheit", erklärte der konservative Politiker am Freitag bei einer Veranstaltung mit Linken, die zu seiner Regierung übergelaufen sind. Er könne bei der Pensionsreform den Gewerkschaften nicht nachgeben, weil das sonst zu mehr Armut, Arbeitslosigkeit und Wettbewerbsnachteilen Frankreichs führen würde.

Symbolik

Doch allein schon der Standort Nanterre - wo 1968 die Mai-Unruhen begonnen hatten - war so symbolisch wie die vorübergehende Besetzung der Sorbonne-Universität Mitte dieser Woche. Dies nährt Erinnerungen an die wochenlangen Proteste gegen die Arbeitsmarktreform CPE, mit der der frühere Premier Dominique de Villepin im Frühling 2006 Schiffbruch erlitten hatte.

Noch ist es nicht so weit: Die Regierung denkt nicht an den Rückzug des im Sommer vom Parlament verabschiedeten Gesetzes, das den Universitäten eine weitgehende finanzielle und administrative Autonomie einräumt. Dass sich der Widerstand gegen das Gesetz jetzt formiert, hat seinen Grund darin, dass die Studenten erst zum Semesterbeginn im Oktober mit Kürzungen bei Sozial- und Wohnungsbeihilfen konfrontiert wurden. Diese Streichungen gehen nicht auf das neue Gesetz zurück. Aber die Streikenden befürchten, dass die universitäre Dezentralisierung zu Sparmaßnahmen und Eintrittsselektion an den Universitäten führen wird.

Wahlkampfversprechen

Hochschulministerin Valérie Pécresse bestreitet das zwar und verweist auf das Wahlkampfversprechen von Präsident Nicolas Sarkozy, das Universitätsbudget in fünf Jahren um 50 Prozent zu erhöhen. Trotzdem haben zahlreiche Unis bei Vollversammlungen für den Streik gestimmt. In Paris blockierten Studenten zeitweise auch die Schienen von Bahnhöfen, bevor sie von der Polizei vertrieben wurden.

Rechte Studentenverbände stellen die Repräsentativität dieser Vollversammlungen in Frage. Bruno Julliard vom linken Studentenhauptverband Unef befindet sich in einer ungemütlichen Lage: Er hatte das Gesetz im Sommer abgesegnet, nachdem Ministerin Pécresse daraus jeden Hinweis auf eine Vorselektion an den Unis entfernt hatte. Auf der Linken von Studentenvertretern überholt, verlangt er jetzt aber eine Nachbesserung des Budgets.

Schulterschluss

Die Regierung befürchtet einen Schulterschluss der Studenten mit den Eisenbahnern. Diese werden Mitte nächster Woche die Arbeit niederlegen, um gegen Sarkozys Pensionsreform zu protestieren. Die Bevölkerung steht laut Umfragen mehrheitlich zu ihrem Präsidenten; dessen Sympathiewerte sind aber am Sinken, seit er sich selbst eine empfindliche Lohnerhöhung zugestanden hat. Sollten die Eisenbahner und Studenten mit ihren Blockaden Erfolg haben, könnte sich der Streik ausweiten. Andernfalls hätte Sarkozy mit seinen Projekten eine große Hürde genommen. (Von Stefan Brändle aus Paris/APA)