Valencia - Klimawandel-Experten und politische Vertreter aus rund 130 Ländern sind im spanischen Valencia zusammengekommen, um eine Woche lang über den UN-Klimabericht zu beraten und dessen vierten und abschließenden Teil zusammenzustellen. Mit diesem Teil in Form eines kompakten Handbuchs will der UN-Klimarat seine Empfehlungen an die internationale Politik, wie der Klimawandel effektiv bekämpft werden kann, zusammenfassen. Das diesjährige Dokument ist bereits der vierte Klimabericht des Rats seit seiner Gründung durch die Vereinten Nationen 1998. Der Klimabericht soll nicht zuletzt die Basis für die Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll legen, worüber im kommendem Monat auf Bali verhandelt wird.

Die Kunst des Formulierens

Auf dem Treffen haben sich die Forscher einmal mehr in der heiklen Kunst zu üben, ihre Formulierungen mit den politischen Delegationen abzustimmen. Zur Präsentation des Resultats am Samstag wird auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erwartet.

Als "kriminelle Verantwortungslosigkeit" bezeichnete es indessen Yvo de Boer, der Geschäftsführer des UN-Sekretariats zum Klimawandel (UNFCCC), würde man gegen die fortschreitende Erderwärmung samt ihren negativen Folgen nicht vorgehen. Die Vize-Regierungschefin Spaniens, Maria Teresa Fernandez de la Vega, wies darauf hin, dass der Klimawandel eine "Kluft der Ungleichheit" aufgerissen habe. "Arme Länder, die nur wenig zur Belastung der Atmosphäre beitragen, werden die Folgen des Klimawandels härter zu spüren bekommen als die reichen Staaten."

"Mensch hauptverantwortlich"

"Valencia wird weltweit das öffentliche Bewusstsein dafür stärken, dass die Regierungen keine Alternative zu Fortschritten im Kampf gegen den Klimawandel haben", sagte Achim Steiner, Chef des UN-Umweltprogramms, vor Auftakt der Tagung. Es gebe heute keinen Zweifel mehr an der Erkenntnis, dass der Mensch hauptverantwortlich für die Erwärmung um bis zu vier Grad Celsius in diesem Jahrhundert sei.

Steiner forderte die Umweltminister aller Staaten auf, in Bali einen zweijährigen Zeitplan für die Erarbeitung des Kyoto-Nachfolgeabkommens zu beschließen. Im Kyoto-Vertrag haben sich 36 Industrienationen darauf verpflichtet, den Ausstoß der Treibhausgase bis 2012 um mindestens fünf Prozent unter das Niveau des Jahres 1990 zu senken. Das weitere Vorgehen ist bisher umstritten. Klimaschützer pochen darauf, dass die größten Klimasünder wie die USA oder aufstrebende Schwellenländer wie China und Indien ebenfalls feste Quoten zusagen. Entwicklungsländer wehren sich gegen Einschränkungen beim Ausbau ihrer Industrie.

Schleichende Wüstenbildung in Valencia

Und während in Valencia eine Woche lang beraten wird, schwebt über der Region selbst eine schleichende Katastrophe: die drohende Wüstenbildung in der ostspanischen Provinz. Schließlich ist Spanien schon jetzt das trockenste Land Europas. Wissenschafter warnen, dies gelte für knapp dreißig Prozent der Fläche Valencias - in der ebenfalls im Osten gelegenen Provinz Murcia seien 37 Prozent des Gebiets gefährdet, auf den Kanarischen Inseln sogar 57 Prozent.

Grund seien Bodenerosion, die Versalzung, zunehmende Asphaltierung von Flächen und Umweltverschmutzung, sagt Juan Sanchez vom Forschungszentrum für Wüstenbildung bei Valencia. Nicht zuletzt jedoch stecke auch der Klimawandel hinter dem Problem: Dieser sei "auf vielfältige Weise" mit der Verwüstung verknüpft: "Wenn wir den Klimawandel nicht aufhalten, steigen in 25 bis 50 Jahren die Temperaturen, sintflutartige Regenfälle werden zunehmen - und die Bodenerosion auch", sagt Sanchez. Viele Menschen seien davon überzeugt, dass die Wüstenbildung "nur Afrika, Asien oder Lateinamerika betrifft, aber wir sind ebenfalls bedroht", warnt er. (APA/Reuters/red)