Der Vertrauensverlust der Investoren gegenüber US-Finanzaktien hielt auch letzte Woche an. Die dafür maßgeblichen wirtschaftlichen Gründe, wie beispielsweise Kreditausfälle und Abschreibungsbedarf bei nicht werthaltigen "Vermögenswerten" bleiben weiter bestehen. Es gibt zudem keine Anzeichen einer Besserung in dieser Hinsicht.

Zinssensitive Aktienindizes, die vor allem Bank- und Versicherungsaktien enthalten, mussten in der Vorwoche wiederum einen hohen Verlust von über 6 % hinnehmen. Seit dem 18.09., dem Tag des Beginns der aktuellen Zinssenkungsrunde durch die US-Notenbank FED, beträgt das Minus bereits knapp 17 %. US-Finanzaktien sind damit in einem klaren Abwärtstrend, der in den kommenden Tagen wahrscheinlich von einer kurzen und starken Bear-Market-Rally unterbrochen werden sollte.

Citigroup berichtete zuletzt Abschreibungen auf CDOs (verbriefte Kreditforderungen) im Ausmaß von USD 11 Mrd., konnte aber noch einen Gewinn ausweisen, allerdings bei gesunkenem Eigenkapital. Der Wochenverlust der Aktie war mit ca. 15 % außergewöhnlich hoch.

Die jüngste Meldung über notwendige Abschreibungen von verbrieften Kreditforderungen bei Morgan Stanley im Ausmaß von 3,7 Mrd. zeigt wiederum, dass ein Ende der Finanzkrise aber noch lange nicht in Sicht ist. Die Aussage des Unternehmens, dass sich die Aussichten weiter verschlechtert haben trägt ebenfalls nicht zu einer Besserung der Stimmung bei. Damit ist mit Morgan Stanley neben Citigroup und Merrill Lynch ein weiterer wichtiger Finanzwert voll von der Krise betroffen.

Im US-Versicherungssektor ist American International Group ebenfalls von der Kreditkrise betroffen. Das Unternehmen verfehlte die Gewinnschätzungen der Analysten deutlich. Der Grund dafür war ebenfalls die Notwendigkeit von Wertberichtigungen bei Vermögenswerten.

Zu einem größeren Kursrutsch kam es in der letzten Woche beim Netzwerkausrüster Cisco Systems, nachdem das Unternehmen nicht in der Lage war, die hohen Erwartungen der Marktteilnehmer zu bestätigen. Grund für diese Einschätzung von Cisco ist das nachlassende Geschäft mit Finanzunternehmen aber auch die sinkende Investitionsneigung vieler Unternehmen.

Auffallend war am Donnerstag die gleichzeitige Schwäche fast aller großen Technologietitel (Google, Apple, Research in Motion, Intel, Microsoft usw.). Hier dürften quantitativ orientierte Trading-Programme am selben Tag zu ähnlichen Schlüssen gekommen sein und die kleine Verkaufswelle ausgelöst haben. Solche Ereignisse sind meist nur von kurzfristiger Natur.

Nach so vielen schlechten Nachrichten in dieser Woche nehmen wir an, dass die Marktteilnehmer in der kommenden Woche mehr Optimismus zeigen und sich spätestens ab Wochenmitte eine Erholung der Indizes (in USD) abzeichnen wird. Das Rückdecken von Shortpositionen von Finanzaktien könnte demnächst einsetzen. Ein wahrscheinlich wieder sinkender Ölpreis würde die Prognose für die kurzfristige Marktentwicklung unterstützen.