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Zmago Jelinčič neben der Tito-Büste in seinem Garten in Ljubljana.

Zur Person

Zmago Jelinčič (59) ist Pharmazeut. Der ehemalige Balletttänzer war Mitglied des jugoslawischen Geheimdienstes.

Foto: Sarkic/AP
Die Slowenen wählen am Sonntag einen neuen Staatschef. Der Nationalist Zmago Jelinèiè, der beim ersten Durchgang 19,2 Prozent bekam, ist gegen den Favoriten Danilo Türk, sagte er Adelheid Wölfl.

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Standard: Unterstützen Sie einen der beiden Präsidentschaftskandidaten?

Jelinčič: Keiner von den Kandidaten ist okay. Ich würde nie Herrn Türk unterstützen, weil er während seiner Zeit bei der UNO nie die Frage der slowenischen Minderheiten gestellt hat. Aber ich werde wahrscheinlich nicht wählen.

Standard: Was ist das Problem der Minderheiten?

Jelinčič: In Österreich haben wir Probleme mit dem Artikel VII und Probleme in Kärnten. Haider drängt uns weg von dem Platz, den wir 1920 verloren haben. Unsere Leute sollten Rechte haben. Jetzt haben sie nicht das Recht, slowenisch zu sprechen und in slowenische Schulen zu gehen.

Standard: Sie sagen, das kroatische Istrien sollte ein Teil Sloweniens sein. Weshalb?

Jelinčič: Ganz Istrien war Teil von Slowenien bis zum Jahr 1949. Die einzige Art, dieses Problem zu lösen, ist eine internationale Friedenskonferenz über das gesamte jugoslawische

Standard: Sie fordern eine Änderung der Grenzen?

Jelinčič: Ja, die Grenzen müssen zwischen Kroatien und Serbien, Kroatien und Montenegro und Kroatien und Bosnien verändert werden. Die einzige Lösung ist, die ganze Region auf einmal in die EU aufzunehmen und nicht Kroatien à la carte. Sonst wird Kroatien ein Veto gegen den Beitritt Serbiens, Bosniens und Montenegros einlegen.

Standard: Sind Sie für ein Veto gegen einen Beitritt Kroatiens?

Jelinčič: Ja, wir werden das Referendum zu dieser Frage forcieren. Wohl nächstes Jahr.

Standard: Manche sagen, Sie hätten Ähnlichkeiten mit Jörg Haider. Sehen Sie das auch so?

Jelinčič: Ich denke ich bin Le Pen näher als Haider. Ich bin nicht Pro-Nazi. Ich bin von einer Partisanenfamilie. Uns unterscheidet auch, dass ich nie die italienische oder ungarische Minderheit aus Slowenien verdrängen würde. Ich verstehe nicht, weshalb Haider die Slowenen verdrängt, aber nicht Leute aus Indien, Bangladesch oder Simbabwe.

Standard: Werden Sie gewählt, weil die Leute Ängste haben?

Jelinčič: Die Leute wollen jemanden, der ihnen die Wahrheit sagt.

Standard: Was ist die Wahrheit?

Jelinčič: Die Wahrheit ist, dass wir in die EU kamen und die EU hat uns nichts gegeben.

Standard: Haben Sie Angst?

Jelinčič: Ja, dass wir bald ein Land werden, das nur mehr Geld gibt und nichts bekommt. Schon im österreichisch-ungarischen Imperium haben wir die höchsten Abgaben gezahlt und dann im Königreich Jugoslawien und in Jugoslawien und jetzt zahlen wir nicht für 18 Millionen Menschen in unterentwickelten Regionen, sondern für 200.

Standard: Auch Deutschland ist Nettozahler.

Jelinčič: Ja und deswegen bin ich mir sicher, dass die EU 2025 verschwinden wird. Warum sollte man jemanden unterstützen, der nicht arbeitet und nur herumsitzt?

Standard: Wer sitzt herum?

Jelinčič: Im Kosovo arbeiten sie nicht. Da gibt es 70 Prozent Arbeitslosigkeit.

Standard: Die wirtschaftliche Situation ist dort sehr schlecht, deshalb gibt es keine Jobs.

Jelinčič: Die wollen nicht arbeiten. Das ist gleiche wie mit den Zigeunern in Slowenien.

Standard: Sie könnten 2008 bei den Parlamentswahlen etwa elf Prozent bekommen. Würden Sie mit der konservativen Partei SDS kooperieren?

Jelinčič: Wieso nicht?

Standard: Sie haben eine Tito-Statue im Garten stehen. Sind Sie traurig, dass es Jugoslawien nicht mehr gibt?

Jelinčič: Nein, ich habe mit dem Maschinengewehr für die Freiheit gekämpft. Tito war eine starke Medizin, aber er hat versucht eine jugoslawische Nation zu gestalten. Und das war falsch.

Standard: Und warum sind Sie dann ein Fan von Tito?

Jelinčič: Ich versuche von jedem politischen Führer das beste zu nehmen.

Standard: So was nennt man einen Populisten.

Jelinčič: Warum nicht?

(DER STANDARD, Printausgabe, 10./11. 11.2007)