Foto: Michaela Mandl
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Nach dem Relaunch des ALBUM-Layouts meinten einige Leserinnen und Leser, ich würde auf dem Foto links (das aber angeblich bereits wieder ausgetauscht wurde) wie ein Verbrecher aussehen. Das überrascht mich nicht weiter, denn auch im "richtigen" Leben wurde ich schon einmal mit einem Mörder verwechselt, und zwar mit dem von Laura Palmer aus der Fernsehserie "Twin Peaks". Das war vor exakt 17 Jahren am 10. November 1990 in New York, als in allen Zeitungen die Frage gestellt wurde: "Who killed Laura Palmer?"

Während ich also an der Ecke 2nd Avenue/7th Street nichtsahnend in einen Deli-Laden gehen wollte, um mir ein Sandwich zu kaufen, blieb plötzlich ein Mann vor mir stehen, zeigte mit dem Finger auf mich und rief: "This is the man who killed Laura Palmer!" Sofort bildete sich eine Menschentraube um mich, und alle wollten wissen, ob ich tatsächlich Laura Palmer ermordet hätte. Nach wenigen Minuten konnte ich den Irrtum aufklären, und die Menge zerstreute sich wieder. Ich aber ließ mir einen Jason-King-Bart wachsen, um fürderhin in New York unbehelligt meinem Job als Theaterregisseur nachgehen zu können.

Der Hintergrund dieser Verwechslung war folgender: "Irgendwie" hatte ich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Ray Wise, der im Straßenfeger "Twin Peaks" den Vater Laura Palmers spielte und von Anfang an als deren Mörder verdächtigt wurde. Nicht unerwähnt sollte man freilich lassen, dass ich damals gerade einmal 35 Jahre alt war, während Ray Wise einen 50-Jährigen spielte ...

Das ist aber noch gar nichts, verglichen mit einer Verwechslung, die mich wirklich mitten ins Herz traf. Und das kam so: Vor einigen Jahren stand ich für einen Dokumentarfilm über Mozart am Stephansplatz in Wien vor der Kamera, als eine ältere deutsche Touristin auf mich zukam und fragte: "Entschuldigen Sie, Herr Schell, kann ich bitte ein Autogramm haben?" Im ersten Moment war ich derartig verwirrt, dass ich der Dame tatsächlich ein Autogramm gab, wobei ich bis heute nicht weiß, ob ich mit "Maximilian Schell" oder "Kurt Palm" unterschrieb.

Weil wir schon dabei sind, hier eine andere Schnurre zum Thema: Mein alter Freund und Zwetschkenröster, Hermes Phettberg, erzählte mir unlängst, dass er einmal den Direktor der "Viennale", Hans Hurch – Direktoren, wohin das Auge blickt – in einem Autobus der Linie 13A mit einem Drogendealer verwechselte und sich lautstark darüber freute, dass er, Hurch, endlich wieder aus dem Gefängnis entlassen worden sei.

Hart ist in diesem Zusammenhang auch das Los meines Kolumnisten-Kollegen Armin Thurnher von der Wiener Stadtzeitung "Falter", der immer wieder mit dem ÖVP-Landeshauptmann von Oberösterreich, Josef Pühringer, verwechselt wird und jetzt auch noch das große Pech hat, dem neuen CSU-Ministerpräsidenten von Bayern, Günther Beckstein, ähnlich zu sehen. Also da ist mir dann der (Fernseh-)Mörder von Laura Palmer doch noch lieber. (Kurt Palm, ALBUM/DER STANDARD/Printausgabe, 10./11.11.2007)