Graz - Die Bürgerinitiative gegen die 380-kV-Leitung durch die Oststeiermark hat am Freitagnachmittag die Wechselstraße (B54) in Pischelsdorf blockiert. Einige hundert Personen protestierten gegen die Höchstspannungsleitung des Verbunds, die unmittelbar vor Baubeginn steht, gegen Ablösepraktiken und gegen den Transit von Atomstrom.

Die Sperre erfolgte von 15.00 bis 17.00 Uhr, hatte aber laut Polizei dank einer lokalen Umleitung nur geringe Auswirkung auf das Verkehrsgeschehen. Vertreter von Bürgerinitiativen aus Oberösterreich und Salzburg unterstützten die örtlichen 380-kV-Gegner, die auch im Verein "Atomstopp" gegen den Ausbau des slowakischen Atomkraftwerks Mochovce, der vom italienischen Energiekonzern Enel geplant ist, einen Verbündeten gefunden haben. "Es ist eine Atomstromtransitautobahn", sagte Karl Zotter von der Bürgerinitiative gegen die 380-kV-Leitung.

Kein Aufschub

Dass man den Bau der Leitung nicht mehr verhindern kann, dessen sind sich die Gegner bewusst. Die Einsprüche beim Verwaltungsberichtshof haben keine aufschiebende Wirkung. Es bestehe aber die Möglichkeit, dass das Höchstgericht in Folge doch noch eine negative Entscheidung für das Projekt fällt und damit eine Inbetriebnahme verhindert werden könne, so Zotter.

Politisch unterstützt werden die 380-kV-Leitungs-Gegner KPÖ und Grünen. Die FPÖ erneuerte die Forderung nach einer Erdverkabelung. Der Landtagsabgeordnete Peter Hagenauer (G) kritisierte, dass die Abschaltung von Voitsberg III das Verbund-Argument der höchst gefährdeten Versorgungssicherheit zweifelhaft erscheinen lasse. Zudem hätten die Betroffenen den Eindruck, dass "hier im allerletzten Abdruck noch eine Freileitung durchgedrückt wurde". In Sachen Ablösen fühlten sich manche "übel behandelt", weshalb unter den Demonstranten "große Verbitterung" herrsche, so Hagenauer.

Die Verbund Austrian Power Grid AG (APG) betonte hingegen erneut, dass die Leitung dringend erforderlich sei. "Die Steiermark muss derzeit die Hälfte des im Bundesland verbrauchten Stroms aus anderen Bundesländern importieren, allerdings stehen die dazu notwendigen, kapazitätsstarken Leitungsverbindungen nicht zur Verfügung", hieß es in einer Aussendung. Erst kürzlich habe der Rechnungshof den raschen Bau eingemahnt und die Leitung als "eine der dringendsten energiewirtschaftlichen Aufgaben für die Sicherheit der Stromversorgung in Österreich" bezeichnet.

Importabhängig

Zu dem Vorhalt des transnationalen Transports von Atomstrom hielt die APG fest, dass es nicht im Einflussbereich eines Netzbetreibers liege, welcher - aus unterschiedlichen Erzeugungsformen stammende - Strom in den Netzen fließe. Jedenfalls würde der aus dem Ausland nach Österreich importierte Strom im Inland verbraucht, da man mittlerweile stark importabhängig sei. (APA)