Der Salzburger City-Tunnel soll quasi in Verlängerung der Nonntaler Brücke durch den Kapuziner-berg in den Stadtteil Schallmoos führen

Foto: Berger/Neumayr
Salzburg - In der staugeplagten Landeshauptstadt werden zur Bewältigung der Verkehrsprobleme derzeit die großen Lösungsvarianten diskutiert. Im Mittelpunkt stehen zwei Vorhaben, die im Fall ihrer Realisierung das Stadtgefüge grundsätzlich verändern würden. Zum einen steht das Projekt Stadtregionalbahn - die unterirdische Verlängerung der Lokalbahn vom Bahnhof in den Süden der Stadt - auf dem Wunschzettel der Stadtregierung. Zum anderen forcieren vor allem Wirtschaftskammer und VP den City-Tunnel - eine Straßenverbindung durch den Kapuzinerberg inklusive unterirdischem Reisebusterminal.

Die Wirtschaftskämmerer machen jedenfalls beim rund 750 Meter langen Straßentunnel Druck. Seit Mitte Oktober wird das auf 22 Millionen Euro geschätzte Vorhaben mit einem eigenen Internetauftritt beworben. Und im Magistrat arbeitet bereits eine eigene Lenkungsgruppe im Auftrag von Bürgermeister Heinz Schaden (SP) an der Idee. Diese ist übrigens ein echtes "Jahrhundertprojekt": Der erste Gemeinderatsbeschluss für einen solchen Durchbruch durch den Kapuzinerberg stammt aus dem Jahr 1899.

Kombi mit Garage

Besonderen Reiz hat der Tunnel aus Sicht der Kammer, weil er sich mit einer zentralen Reisebusgarage im Kapuzinerberg kombinieren ließe. Diese soll als Ersatz für die derzeit bestehenden provisorischen Busterminals im Stadtgebiet dienen. Von dem bis zu einhundert Busse fassenden unterirdischen Abstellplatz könnten Besucher die Altstadt zu Fuß in fünf bis zehn Minuten erreichen. Kostenpunkt der Busgarage: 24 Millionen Euro.

Die Befürworter des Tunnels, wie beispielsweise Vizebürgermeister Harald Preuner (VP), bemühen auch ökologische Argumente: Der Tunnel könnte aufgrund nicht gefahrener sechs Millionen Umwegkilometer um den Berg herum "eine Treibstoffersparnis von drei Millionen Litern im Jahr erbringen", rechnet Preuner in einem Interneteintrag vor.

Die Angst vorm "Abkürzer"

Eine Argumentation, von der Bürgerinitiativen und die Salzburger Verkehrsplattform nichts hören wollen. Sie befürchten, dass der Tunnel zur "Abkürzung" von der Autobahnabfahrt Salzburg Nord (Westautobahn) nach Salzburg-Süd (Tauernautobahn) und die Nonntaler Brücke zum Nadelöhr werden könnte.

Dass es hier, am salzachseitigen Tunnelportal zu Engpässen kommen könnte, räumt sogar die Wirtschaftskammer ein, wenn auch verklausuliert. Auf ihrer Werbehomepage steht zu lesen, dass die Abkürzung durch die Stadt wenig attraktiv sein werde, weil sich "bestehende Leistungsgrenzen" bei der Nonntaler Brücke ohnehin "als natürliche Regulatoren" erweisen würden.

"U-Bahnhof"

Weit weniger umstritten als der City-Tunnel ist die Stadtregionalbahn. Derzeit befindet sich am Bahnhof eine U-Bahn-Haltestelle, obwohl es in der Landeshauptstadt keine U-Bahn gibt. Der "U-Bahnhof" ist eigentlich nur die tiefergelegte Endstation der Lokalbahn, die Teile des Flachgaus und die Stadt auf der Schiene verbindet.

Für die unterirdische Verlängerung dieser Bahn über den Mirabellplatz zur Salzach und weiter in den Süden der Stadt treten inzwischen alle Verantwortlichen in Stadt und Land ein. Immerhin würde die U-Bahn die Straße mit 26.000 Fahrgästen täglich deutlich entlasten. Das Land hat 200.000 Euro für Planungvorbereitungen bereitgestellt. Die Haupthürde für eine "Underground" an der Salzach: Geht es nach den Vorstellungen der Salzburger, soll der Bund 80 Prozent der rund 350 Millionen Euro beisteuern. (Thomas Neuhold, DER STANDARD Printausgabe, 10./11.2007)