<b>29.1.2007: </b>Mailer verteidigt seinen Hitler-Roman
"Es ist natürlich idiotisch, zu interpretieren, dass Hitler zum Monster wurde, weil er als Kind ein
paar Bienen umgebracht hat"
Redaktion
,
Frankfurt/Main - Der zweite Vorsitzende des deutschen
Zentralrats der Juden, Salomon Korn, sieht den neuen Hitler-Roman von
Norman Mailer kritisch. Der amerikanische Schriftsteller unternimmt
in seinem Buch "The Castle in the Forest" den Versuch, die Wurzeln
des Bösen in Hitlers Familienbiografie zu finden. Korn sagte in einem
Interview der ARD-Sendung "Titel, Thesen, Temperamente": "Man kann
der Kunst nicht verbieten, sich Hitler anzunehmen, aber Kunst wird
niemals ein Verständnis des Phänomens erreichen können, wird eher
davon ablenken, und deshalb soll sich jeder, der künstlerisch damit
umgeht, gut überlegen, welche Absichten er damit verfolgt."
Mailer selbst äußert sich in dem Kulturmagazin am Sonntagabend und
wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe mit der Beschreibung von
Begebenheiten aus Hitlers Kindheit einen umfassenden
Erklärungsversuch zum NS-Regime und der Vernichtung der Juden liefern
wollen. "Ich finde das billig und hässlich", sagte der Autor, der am
Mittwoch 84 Jahre alt wird. "Es ist natürlich idiotisch, zu
interpretieren, dass Hitler zum Monster wurde, weil er als Kind ein
paar Bienen umgebracht hat. Nein, das ist lediglich ein Element von
1.000."
Nach allen unzulänglichen Versuchen, sich Hitler in
wissenschaftlichen Büchern zu nähern, bleibe nur die Literatur übrig,
die andere Ebenen erschließe, erklärte Mailer. Er verteidigte, dass
er die Figur des Teufels als einzig verbleibenden Erklärungsansatz
eingeführt habe: "Hitler überfordert unser menschliches
Fassungsvermögen. Für mich ist die einzige Antwort ... die Existenz
des Teufels", sagte der Schriftsteller. "Hitler ist der große Wurf
des Teufels gegen Gottes Jesus Christus." (APA/AP)
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