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Norman Mailer

Foto: AP Photo/Kathy Willens
Frankfurt/Main - Der zweite Vorsitzende des deutschen Zentralrats der Juden, Salomon Korn, sieht den neuen Hitler-Roman von Norman Mailer kritisch. Der amerikanische Schriftsteller unternimmt in seinem Buch "The Castle in the Forest" den Versuch, die Wurzeln des Bösen in Hitlers Familienbiografie zu finden. Korn sagte in einem Interview der ARD-Sendung "Titel, Thesen, Temperamente": "Man kann der Kunst nicht verbieten, sich Hitler anzunehmen, aber Kunst wird niemals ein Verständnis des Phänomens erreichen können, wird eher davon ablenken, und deshalb soll sich jeder, der künstlerisch damit umgeht, gut überlegen, welche Absichten er damit verfolgt."

Mailer selbst äußert sich in dem Kulturmagazin am Sonntagabend und wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe mit der Beschreibung von Begebenheiten aus Hitlers Kindheit einen umfassenden Erklärungsversuch zum NS-Regime und der Vernichtung der Juden liefern wollen. "Ich finde das billig und hässlich", sagte der Autor, der am Mittwoch 84 Jahre alt wird. "Es ist natürlich idiotisch, zu interpretieren, dass Hitler zum Monster wurde, weil er als Kind ein paar Bienen umgebracht hat. Nein, das ist lediglich ein Element von 1.000."

Nach allen unzulänglichen Versuchen, sich Hitler in wissenschaftlichen Büchern zu nähern, bleibe nur die Literatur übrig, die andere Ebenen erschließe, erklärte Mailer. Er verteidigte, dass er die Figur des Teufels als einzig verbleibenden Erklärungsansatz eingeführt habe: "Hitler überfordert unser menschliches Fassungsvermögen. Für mich ist die einzige Antwort ... die Existenz des Teufels", sagte der Schriftsteller. "Hitler ist der große Wurf des Teufels gegen Gottes Jesus Christus." (APA/AP)