Kabul/Mazar-i-Sharif - Bei dem folgenschwersten Taliban-Angriff auf die NATO-geführte Schutztruppe ISAF in Afghanistan seit drei Monaten sind sechs ausländische Soldaten getötet worden. Bei der Attacke im Osten des Landes kamen am Freitag auch drei afghanische Regierungssoldaten ums Leben, wie die ISAF am Samstag in Kabul bekanntgab. Die islamistischen Aufständischen griffen demnach einen NATO-Konvoi unter anderem mit panzerbrechenden Waffen an, als dieser von einem Treffen mit örtlichen Stammesältesten zurückkehrte. Angaben zur Staatsangehörigkeit der Opfer wurden nicht gemacht. Im Osten Afghanistans kämpfen vor allem US-Soldaten gegen die Taliban.

Im Norden des Landes hat sich am Samstag ein Selbstmordattentäter nach einer Verfolgung durch Sicherheitskräfte vor Erreichen seines Zieles in die Luft gesprengt. Nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Kunduz, Muhammad Omar, hatte es der Mann auf einen Konvoi der deutschen Bundeswehr abgesehen. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr sagte dagegen, keine Deutschen seien betroffen oder in der Nähe des Explosionsortes gewesen. Ein Zivilist kam durch die Explosion ums Leben. Ein Taliban-Sprecher sagte, der Attentäter habe Soldaten im Visier gehabt.

Bei Gefechten am Freitag in der nordöstlichen Provinz Nuristan wurden auch acht ISAF-Soldaten und elf ihrer afghanischen Kameraden verletzt, wie die ISAF am Samstag mitteilte. Mit dem Vorfall stieg die Zahl der ausländischen Soldaten, die in diesem Jahr in Afghanistan ums Leben kamen, auf 200.

In den vergangenen Tagen hatten die Truppen der Kabuler Regierung in der Provinz Farah vergeblich NATO-Verstärkung aus der Luft angefordert. Ein Taliban-Sprecher hatte angekündigt, die Islamisten wollten die gesamte Provinz Farah einnehmen. Farah grenzt an den Iran und an die umkämpfte Südprovinz Helmand, wo die Rebellen beinahe täglich den überwiegend britischen Truppen Gefechte liefern.

Durch die US-geführte Militärinvasion 2001 war das Mitte der 1990er Jahre an die Macht gekommene fundamentalistische Taliban-Regime gestürzt worden. Die Regierung des Präsidenten Hamid Karzai in Kabul ist von der Hilfe von 40.000 ausländischen Soldaten abhängig. US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte die europäischen NATO-Partner zuletzt wegen ihrer Zurückhaltung bei der Entsendung zusätzlicher Truppen nach Afghanistan kritisiert. Karzai hat die USA wegen der hohen Zahl ziviler Opfer um eine Verringerung ihrer Luftangriffe gegen Aufständische gebeten, die ihre Rückzugsgebiete in Pakistan haben und von der Bevölkerung der dortigen Stammesgebiete Waziristans unterstützt werden. (APA/Reuters/AFP)