Peking - Die chinesischen Behörden haben eingeräumt, dass die vom jüngsten Rückruf in den USA und in Australien betroffenen Spielwaren Giftstoffe enthalten. Darauf deuteten erste Untersuchungen hin, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag unter Berufung auf die zuständige Qualitätsprüfstelle. Es handle sich um das Lösungsmittel 1,4-Butylenglykol (auch: 1,4 Butan(e)diol).

Die US-Produktsicherheitsbehörde hatte vor wenigen Tagen mehr als vier Millionen Exemplare eines Spielsets aus chinesischer Produktion zurückgerufen. Die darin enthaltenen Kügelchen, aus denen sich Muster und Figuren modellieren lassen, enthielten eine gefährliche Chemikalie, hieß es zur Begründung. Würden die Teile verschluckt, könne dies zu Bewusstlosigkeit, Atemproblemen und Krämpfen führen. Mehrere Kinder hatten deswegen im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Export-Stopp

Nachdem auch Australien die Sets vom Markt genommen hatte, stoppte China inzwischen den Export des Spielzeugs, das unter dem Namen "Aqua Dots" oder "Bindeez" bekannt ist. In den vergangenen Monaten sind weltweit bereits Millionen zumeist in China hergestellte Spielwaren wegen Gesundheitsrisiken zurückgerufen worden.

In Deutschland wurde das Spielzeug ebenfalls aus dem Sortiment genommen. In Österreich wurde laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) am Freitag damit begonnen, die Geschäftsregale nach dem Spielzeug zu durchforsten. Bisher kam offenbar hier niemand zu Schaden. Die australische Firma Moose Enterprises ließ das Spielzeug in einer Fabrik in der chinesischen Stadt Shenzhen produzieren und exportierte es in etwa 40 Länder. Rund 4,2 Millionen der Kreativsets mussten nun zurückgerufen werden.

Geruchlose Substanz

1,4-Butylenglykol ist eine farblose, nahezu geruchlose Substanz, die beispielsweise als Zusatz in Schmiermitteln und Klebern eingesetzt wird. Es kann Atemwege, Augen und Haut reizen und Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel und Benommenheit verursachen. Im Falle des Verschluckens rät die deutsche Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie zum sofortigen kräftigen Ausspülen des Mundes und zum Wassertrinken in kleinen Schlucken, um einen Verdünnungseffekt zu erzielen. (APA/Reuters)