Wien/Bregenz/Innsbruck/Salzburg - Heftige Schneefälle haben am Wochenende den größten Teil Österreichs in weiß getaucht. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) fielen innerhalb von zwei Tagen bis zu eineinhalb Meter Neuschnee. Sperre des Flexenpasses ist laut Angaben der Landeswarnzentrale am Sonntagnachmittag aufgehoben worden. Die Wintersportorte Lech und Zürs sind damit seit etwa 14.30 Uhr wieder über dem Straßenweg erreichbar. Laut Angaben des Lecher Bürgermeisters Ludwig Muxel wurden am Sonntag über automatische Lawinensprenganlagen zehn Schuss abgegeben, damit sei die Lawinengefahr vorerst gebannt.

Zumindest zwei Menschen starben bei wetterbedingten Unfällen in der Steiermark und in Salzburg. Für die kommenden Tage konnte die ZAMG keine Entwarnung geben: Es soll weiter schneien, aber nicht mehr so heftig.

So gab es zum Beispiel in Langen am Arlberg in nur zwei Tagen 112 Zentimeter Schneezuwachs. Das entspricht laut ZAMG Innsbruck einem Ereignis, wie es im November nur alle 30 bis 50 Jahre vorkommt. Besonders mit Schnee wurden aber auch die Täler Salzburgs beglückt. Aktuell seien es bis zu 60 oder 70 Zentimeter der weißen Pracht. Auch an den prognostizierten Wind hat sich Sturmtief Tilo laut ZAMG gehalten: Auf dem Feuerkogel waren es Orkanböen bis zu 166 km/h, in den Niederungen erreichten die Sturmböen bis zu 90km/h.

Die Sperre der Straßenverbindungen zu den Vorarlberger Nobelskiorten Lech und Zürs am Arlberg blieb vorerst aufrecht. Lech war zuletzt 1974 so früh im Winter von der Außenwelt abgeschnitten. Durch die großen Neuschneemengen könnten Lawinen sich von selbst lösen. Oberhalb von 1.800 Metern blieb die Lawinengefahr unverändert auf Stufe 4 "groß", informierte die Landeswarnzentrale Vorarlberg. Erste Schneerutschungen verlegten im Montafon zwei Straßen.

Seit Samstagfrüh fielen laut ZAMG im Bregenzerwald und im Verwall 45 bis 70 Zentimeter Neuschnee, im Rätikon waren es 40 bis 50 Zentimeter. In der Silvretta wurden 50 bis 60 Zentimeter Neuschnee gemessen. Dazu kamen teils stürmische Winde, die laut Landeswarnzentrale zu lawinengefährlichen Schneeverfrachtungen führten.

Neuschnee

In Tirol milderte sich der Wintereinbruch am Sonntag etwas ab. Die Schneefallgrenze lag bei 1.200 Metern. Im Hochgebirge erwarteten die Meteorologen bis Montag früh bis zu weitere 40 Zentimeter Neuschnee. Dort herrschte starker Nordwestwind, es kam zu Schneeverwehungen und damit verbunden großer Lawinengefahr. Höher gelegene Verkehrswege waren zum Teil weiter gesperrt. Auf exponierten Straßen bestand Kettenpflicht. Für Verkehrsbehinderungen sorgten vor allem jene Auto- und Lkw-Fahrer, die trotz der Wetterwarnungen mit Sommerreifen unterwegs waren, wie etwa auf der Brennerautobahn (A13).

Bis zu 70 Zentimeter Neuschnee gab es in Salzburg, bis Montag sollten weitere 20 bis 40 Zentimeter dazu kommen. Staublawinen mit größeren Reichweiten, Schneebretter aus mittleren Höhen und Rutsche aus steileren Wiesen waren dadurch zu erwarten, so der Lawinenwarndienst des Landes am Sonntag. Die Mandlwandstraße (L246) bei Mühlbach, die Hochkönig Straße (B164) sowie die Gerlosstraße waren wegen Lawinengefahr total gesperrt.

Schneeketten

Einige höher gelegene Straßen waren nur mit Schneeketten befahrbar - die Katschberg Straße (B99) über den Katschberg und den Radstädter Tauern sowie die Gaisberg Landesstraße (L108) in der Stadt Salzburg zwischen Zistl und Gaisbergspitze. Auf der Tauern-Autobahn (A10) herrschte am Sonntag zwischen Bischofshofen und dem Ennstal in beiden Richtungen Schneeglätte, es gab starken Schneefall.

Ein türkischer Lkw landete am Samstag auf der A10 im Straßengraben, er hatte nur Sommerreifen aufgezogen. In Eben wurde eine Frau in der Nacht auf Sonntag von einem Auto überrollt und getötet. Der Lenker hatte sie beim Zurücksetzen im dichten Schneefall übersehen.(APA)