Mailand/Turin/Paris (APA/dpa) - Sonntags-Kommentare der internationalen Presse zur Lage in Pakistan:

"Corriere della Sera" (Mailand)

"Staats- und Armeechef Pervez Musharraf steht mit dem Rücken zur Wand. Wenn er Benazir Bhutto nicht stoppt, dann macht sie gegen den in Pakistan verhängten Ausnahmezustand mobil und ruft zu Protesten auf mit dem offenkundigen Ziel, ihre Rolle als Oppositionsführerin zu stärken. Sollte er sie aber unter Hausarrest stellen, wie dies bereits am Freitag der Fall war, um die Kundgebung in Rawalpindi zu verhindern, dann wird sie zur Heldin und zum Märtyrer der Demokratie, und dies vor den Fernsehkameras der gesamten Welt. Sie erhielte so das gewünschte Ergebnis, verstärkt durch die Beachtung der Medien."

"La Stampa" (Turin)

"Auf einmal ist es nicht mehr der Iran mit seinem Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad, der Angst macht, sondern Pakistan - dieses von einem General, Pervez Musharraf, beherrschte Land. Um an der Macht zu bleiben, hat er in den vergangenen zehn Jahren zwei Staatsstreiche angezettelt, einen im Jahr 1999 und den zweiten am vergangenen 3. November. Islamabad macht Angst, weil es die Atombombe besitzt, weil es in einem permanenten Konflikt mit der Nuklearmacht Indien ist und weil der Terrorismus, der so sehr unser Denken und Handeln bestimmt, hier wächst, sich ausbreitet und Selbstmordattentäter exportiert. Pakistan ist kein erst noch aufkommendes Übel als Fantasieprodukt nicht sehr feinsinniger Neokonservativer in den USA oder in Europa. Es ist ein konkretes und offenkundiges Übel."

"Le Journal du Dimanche" (Paris)

"Prügeleien und Tränengas. Die klassischen Bilder der Militärdiktatur. Sie erbosen Präsident Musharrafs amerikanische Beschützer. Pakistan, Atommacht und Nachbar Afghanistans, beunruhigt Washington. Dort hatte man doppelt auf Musharraf gesetzt. Erstens bei der wirksamen Bekämpfung des islamischen Extremismus: Das Ergebnis ist unübersehbar. Zweitens als Modell für den demokratischen Prozess auf islamischem Boden. Es gab sogar einen Plan: Musharraf sollte als Präsident bestätigt werden, nachdem er "eine Uniform abgelegt" hatte. Und er sollte einen aus demokratischen Wahlen hervorgegangenen Ministerpräsidenten zur Seite bekommen, der zum Beispiel Benazir Bhutto heißen könnte. Dieses schöne Gedankengebäude hat der Präsident eingerissen, indem er sich gegen die Heimkehrerin Bhutto wandte. Er spielt lieber wieder "ich oder das Chaos" mit seinen "amerikanischen Freunden". Und die laufen dabei Gefahr, beides zu bekommen." (APA)