Cover: Seifert Verlag

Infolge der weit fortgeschrittenen Verkohlung konnte lediglich festgestellt werden, dass die Knochen des Kehlkopfskelettes gebrochen waren und Blutungen in den Weichteilen des Halses bestanden. Dieser Befund passte zu einem Tod bei oder duch Verbrennung überhaupt nicht, auch konnte er sich diese Verletzung nicht selbst zugefügt haben ...

Diese Zeilen lesen sich wie die Anfangssequenz einer der zahlreichen CSI-Folgen im aktuellen Fernsehprogramm. Der Schauplatz des Verbrechens ist aber nicht wie gewohnt New York, Miami oder Los Angeles, sondern Wien - und auch die Geschichte wurde hier geschrieben.

In Messer, Kugel, Schlinge, Gift. Die Pathologie auf den Spuren der Verbrecher schildert der im Dezember 2004 verstorbene Pathologe Hans Bankl wie Verbrecher vorgehen und wie verworrene Kriminalrätsel mithilfe der Medizin gelöst werden können. Der Autor erzählt dabei aus der eigenen Berufserfahrung als international anerkannte Kapazität in seinem Fach, der Pathologie. Neben über 180 wissenschaftlichen Publikationen konnte sich Bankl auch einen Namen mit einer ganze Reihe von Bestsellern machen.

Vom Tod im Wasser und der in der Folge schier unmöglichen Spurensuche ist in Messer, Kugel, Schlinge, Gift die Rede, von Vergiftungsopfern und wie man einen Leichnam "fachtgerecht" los wird, von den unvermuteten Gefahren der Elektrizität und vom oft herbeigesehnten Sex mit Todesfolge: Autoerotische Zwischenfälle, Stangulation mit sexueller Maskerade und Lustmord.

Alltagsvokuabular: "Schmauchspuren"

Eifrige CSI-Seher wissen, dass "Schmauch" jener schwärzliche Pulverrückstand ist, der "durch den Luftwiderstand pilzartig gestaucht wird" und der von Kriminalisten jederzeit zur Identifizierung eines Tatbestands herangezogen werden kann. Welche unterschiedlichen Formen des Schmauches es allerdings gibt, wenn ein "absoluter Nahschuss", ein "relativer Nahschuss" und ein "Fernschuss" abgegeben werden, ist den meisten mit Sicherheit unbekannt. Schon alleine deshalb lohnt sich ein Blick in Messer, Kugel, Schlinge, Gift.

Ob die Kriminalisten zu Abraham Lincolns Zeit bereits wussten, was "Schmauch" ist, bleibt ungeklärt. Dass zu einem Attentat jedoch mehr als nur ein entschlossener Täter gehört, liegt auf der Hand: Auch die wirkunksvolle Waffe und vor allem die passende Gelegenheit müssen mitspielen, um das Opfer mit Sicherheit zu erledigen. Abraham Lincolns Kleinhirn wurde durch einen Schuss zerschmettert, der fast das ganze Gehirn durchquerte, bevor er hinter dem rechten Auge stecken blieb und letzen Endes zum Tod führte.

Im Unterschied zu den Serienhits von CSI steht in Messer, Kugel, Schlinge, Gift nicht die polizeiliche Ermittlung bei Kriminalfällen im Vordergrund, sondern "Komissar Zufall". Als ständiger Begleiter der Pathologie macht er aus Bankls Buch eine symapthisch morbid-österreichische Version des US-amerikanischen Einheitsdesigns. (tha)