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Brennender Polizeibus in Rom.

Foto: APA/AP
Arrezzo - Vier Ultras, die wegen des Angriffes auf eine Polizeikaserne und auf den Sitz des Italienischen Olympischen Komitees (CONI) am Sonntagabend in Rom festgenommen worden sind, werden auch des Terrorismus beschuldigt. Wie aus römischen Justizkreisen verlautbart wurde, hatte der Angriff auf die Kaserne einen "politischen Hintergrund". Bisher waren Ultras in Italien noch niemals wegen "terroristischen Aktionen" angeklagt worden. Der römische Polizeichef, Carlo Mosca, versprach beispielhafte Strafen. "Diese Leute, die keinen Sinn für Demokratie haben, werden die Folgen ihrer Aktionen zu spüren bekommen", sagte Mosca.

Verletzte Polizisten

Mehrere Polizisten wurden bei den Übergriffen verletzt, besorgniserregend ist die Lage eines Beamten, der mit einer Eisenstange schwer verletzt wurde, wie die Polizei am Montag mitteilte. Die Polizeikaserne war von wütenden Hooligans angegriffen worden, die gegen die Tötung des Lazio-Fans Gabriele Sandri unweit der toskanischen Stadt Arezzo protestierten.

Allianz von Lazio und Roma-Fans?

Die Polizei sprach von einer Allianz zwischen Ultras der verfeindeten Erzrivalen Lazio Rom und AS Roma. Bei dem Angriff auf die Kaserne wurden Autos und ein Bus in Brand gesetzt. Die Hooligans drangen in das Olympiastadion ein, nachdem das am Sonntagabend geplante Serie A-Match AS Roma und Cagliari abgesagt worden war.

Sondersitzung im Sportministerium

Im Sportministerium fand am Montagvormittag eine Sondersitzung der Sportministerin Giovanna Melandri mit dem Präsidenten des CONI, Gianni Petrucci, und dem Chef des Fußballverbands, Giancarlo Abete, statt. An dem Treffen beteiligte sich auch der Liga-Präsident Antonio Matarrese. Der italienische Staatschef Giorgio Napolitano erklärte sich wegen der Gewalt im italienischen Fußball besorgt. Er forderte strenge Strafen für die Gewalttäter.

Meisterschaftspause gefordert

Melandri forderte einen Stopp der Meisterschaft für eine Runde. "Am kommenden Sonntag sollte der italienische Fußball eine Pause einlegen, um über die verheerenden Folgen dieser neuen Gewaltwelle nachzudenken", sagte Melandri. Die Serie A hat wegen der EM-Quali-Spiele jedoch ohnehin spielfrei.

Reiseverbot für Fans?

Das italienische Innenministerium will indes ein komplettes Reiseverbot für Fans verhängen. "Wir müssen mit Strenge reagieren. Der italienische Fußball hat der Gewalt den Kampf angesagt und ich hoffe, dass wir so weitermachen", sagte ein Sprecher.

"Gestern hat ein Bastard meinen Sohn getötet"

Hunderte Menschen pilgerten zur Autobahnraststätte in der Nähe der toskanischen Stadt Arezzo. Viele Lazio-Fans legten Blumen nieder, wo der 26-Jährige von einem Polizisten versehentlich erschossen wurde. Die Familie des Opfers attackierte die Polizei. "Gestern hat ein Bastard meinen Sohn getötet. Er sei ewig lang verflucht", war auf einem Blatt auf den Scheiben des Kleidergeschäft von Sandris Vater in Rom zu lesen. "Gabriele ist erschossen worden, während er unterwegs war, um seiner Lieblingsmannschaft zu folgen. Ist dies ein Verbrechen?", meinte Cristiano Sandri, der Bruder des erschossenen Tifoso.

"Die Polizei wird ihre Verantwortung übernehmen"

Der italienische Polizeichef Antonio Manganelli versicherte, dass es zu einer Untersuchung nach dem Tod Sandris auf einer Autobahnraststätte unweit der toskanischen Stadt Arezzo kommen wird. "Die Polizei wird ihre Verantwortung übernehmen und mit den Justizbehörden bei der Klärung der Vorfälle beitragen", sagte Manganelli.

Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung

Gegen den Polizisten, der am Sonntag auf einer Autobahnraststätte in der Nähe der toskanischen Stadt Arezzo einen Lazio-Fan erschossen hat, sind Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen worden. Der Verkehrspolizist beteuert seine Unschuld: "Ich befand mich in einer Entfernung von über 200 Meter von den Ultras auf der Autobahnraststätte unweit von Arezzo. Ich habe einmal in die Luft geschossen, der zweite Schuss ist losgegangen, während ich auf die Ultras losrannte. Ich habe zwei Familien zerstört, jene des Mannes und meine eigene", zitierte die Tageszeitung "Corriere della Sera" den 32-jährigen Sizilianer.

Handgreiflichkeiten unter Fans

Ein Tankstellenpächter in der Nähe der Autobahnraststätte, auf der Sandri erschossen wurde, berichtete, dass ein Auto mit Lazio-Fans vor dem Mercedes einiger Juve-Ultras gehalten hatte. Dabei war es zu Handgreiflichkeiten gekommen. Ein Auto der Verkehrspolizei hatte den Vorfall beobachtet. Der Polizist hätte in die Luft geschossen.(APA)