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Die Nummer 1 schlägt man nicht jeden Tag.

Foto: Reuters/Elias

Shanghai - Der Weltranglisten-Erste Roger Federer steckt in einem kleinen Tief, oder auch einem größeren - das werden die nächsten Tage zeigen. Am Montag jedenfalls bezog der Schweizer in seinem Auftaktspiel beim Masters-Cup in Shanghai mit einem in 128 Minuten fixierten 6:3,6:7(1),5:7 gegen den Chilenen Fernando Gonzalez seine erste Pool-Niederlage bei Saison-Finalturnieren überhaupt. Von seinen jüngsten vier Partien hat Federer nur eine gewonnen.

Vor der ersten Niederlage gegen Gonzalez im elften Duell hatte Federer bei den Masters-Series-Turnieren in Madrid und Paris jeweils gegen den Argentinier David Nalbandian verloren, dazwischen lediglich in Paris gegen den Kroaten Ivo Karlovic gewonnen. Nalbandian war auch einer der beiden bisherigen Sieger gegen Federer auf Masters-Cup-Niveau, im Finale 2005. Im Halbfinale 2002 hatte der Australier Lleyton Hewitt die Oberhand behalten.

Wende im zweiten Satz

Gegen Gonzalez hatte im ersten Satz auch alles darauf hingedeutet, dass Federer auch sein 16. Gruppen-Match bei Masters-Cup-Events gewinnen würde, bei denen er 2003, 2004 und 2006 am Ende als Gesamt-Triumphator dastand. Doch mit Beginn des zweiten Satzes drehte Gonzalez auf, spielte sich ohne Breakball gegen sich ins Tiebreak. Und in diesem ließ er seinem Gegner in beeindruckender Manier nur einen Punkt.

Der Eidgenosse versuchte im letzen Satz, eine Vorentscheidung herbeizuführen, vergab aber fünf Breakmöglichkeiten. So ging es bis zum 6:5 wieder mit dem Aufschlag, ehe der auf Position sieben eingestufte Gonzalez alles riskierte und Federer im wichtigsten Moment zum ersten Mal in diesem Match das Service abnahm. Mit neun Niederlagen hat Federer nun heuer schon ebenso viele wie in den vergangenen beiden Jahren zusammen kassiert.

"Ich wünschte, ich hätte eine Entschuldigung"

Die Schlappe gegen Gonzalez war eine der seltenen, bei denen Federer seinem Gegenüber zeitweise eher hilflos ausgeliefert war. "Einige seiner Schläge waren geradezu lächerlich", spielte der Basler auf die Präzision von Gonzalez' bestem Schlag an. "Wenn er seine unglaubliche Vorhand in die Ecke trifft, kann ich nicht viel machen. Ich wünschte, ich hätte eine Entschuldigung. Aber es war nur das Tiebreak, das ich schlecht gespielt habe."

Der 26-Jährige muss nun zweifellos sowohl am Mittwoch gegen den Russen Nikolaj Dawidenko als auch am Freitag gegen den US-Amerikaner Andy Roddick gewinnen, um sich die Halbfinal-Chance zu wahren. Gegen Dawidenko hat Federer vor der Montag-Partie gegen Gonzalez jede der bisher zehn Duelle gewonnen, das Head-to-Head gegen Roddick führt er mit 14:1 an. Aber auch die Bilanz gegen Gonzalez war ja vor Shanghai makellos gewesen. "Ich bin nicht verwundbarer geworden und das will ich in den nächsten Tagen auch zeigen", betonte Federer.

Auftakterfolg für Roddick

Im zweiten Spiel der roten Gruppe feierte Roddick (Nr. 5) gegen Dawidenko (Nr. 4) seinen fünften Sieg im fünften Aufeinandertreffen, hatte aber mehr Mühe als in den vorangegangenen vier Duellen. Bei einer Satzführung hatte der US-Star auch im zweiten Durchgang ein Break vorgelegt, doch mit vier Spiel-Gewinnen en suite rettete sich Dawidenko in einen Entscheidungssatz.

Roddick erzürnte dieser erste Satzverlust überhaupt gegen Dawidenko so sehr, dass ein Racket daran glauben musste. Für das US-Ass war der Sieg aber ein wichtiger Schritt in Richtung seines dritten Halbfinal-Einzugs beim Saison-Finale nach 2003 und 2004. Und das, obwohl das Match gegen Dawidenko abgesehen vom Davis Cup erst sein zweites seit seiner Viertelfinal-Niederlage Anfang September bei den US Open gegen Federer war.

Vorgeschmack auf Davis-Cup-Finale

"Aber für mich war es nie eine Frage, ob ich beim Masters-Cup spiele", sagte Roddick. "Ich habe mich eben nur gut auf diesen Event vorbereitet." Der Erfolg gibt Roddick Selbstvertrauen für das Davis-Cup-Finale vom 30. November bis 2. Dezember in Portland gegen die Russen, da könnte er wieder auf Dawidenko treffen. Dieser war mit seiner Leistung zufrieden: "Am Schluss war ich schon müde, daher habe ich da auch mehr Fehler gemacht."

Am Dienstag geht es in "Gruppe Gold" wohl bereits um ein Halbfinal-Ticket, wenn die am Sonntag siegreich gewesenen Spanier Rafael Nadal (Nr. 2) und David Ferrer (Nr. 6) gegeneinander spielen. Der Verlierer aus der davor angesetzten Partie zwischen dem Serben Novak Djokovic (Nr. 3) und dem Franzosen Richard Gasquet (Nr. 8) wird seine Chancen auf einen Einsatz am Wochenende hingegen bereits verspielt haben.(APA/Reuters/AFP)