Bild nicht mehr verfügbar.

Pretre über das Orchester: "Es hat selbst sehr viele Qualitäten und braucht trotzdem einen Jockey"

Foto: APA/Helmut Fohringer
Wien - Nicht nur mit Georges Pretre, der am 1. Jänner 2008 sein Neujahrskonzert-Debüt geben wird, sondern auch mit dem Programm haben sich die Wiener Philharmoniker für ihren Jahresauftakt einen französischen Schwerpunkt gesetzt. Sechs Novitäten haben Eingang ins Programm gefunden, die größtenteils die starke Beziehung der Familie Strauß zu Frankreich illustrieren. Die Beziehung der Philharmoniker zu dem französischen Dirigenten, mit dem sie "seit 45 Jahren in Liebe verbunden sind", wie Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg und Pretre bei einer Pressekonferenz am Montag bekräftigten, finde in diesem Konzert ihren Höhepunkt.

"Das ist die Apotheose meines künstlerischen Lebens, ein Traum, der in Erfüllung geht", betonte Pretre, der das Orchester mit einem Vollblut-Pferd verglich. "Es hat selbst sehr viele Qualitäten und braucht trotzdem einen Jockey", meinte er bescheiden. Mit dem "französischen Strauß" betreten die Philharmoniker und "der jugendlichste Künstler, den sie in der internationalen Musikszene finden werden", als den Hellsberg den 83-jährigen Maestro lobte, teilweise ganz neues Terrain. So feiert der "Napoleon-Marsch" von Johann Strauß Sohn, mit dem das Konzert eröffnet wird, seine Neujahrs-Premiere, ebenso wie der "Pariser Walzer" und der "Versailler Galopp" des Vaters. Erstmals sagen die Philharmoniker auch mit der "Orpheus Quadrille" Johann Strauß' "Bonne Annee".

Als zweiter Themenschwerpunkt, der in diesem Jahr offenbar nie fehlen darf, stehen Sport und Fußball auf dem Programm. "Zum Glück findet man bei den Sträußen immer etwas, womit man musikalisch reagieren kann", kommentierte Hellsberg die Wahl der "Sport-Polka" Josefs Strauß', die den Auftakt zu den Zugaben machen wird. Auch der ORF beteiligt sich bei seiner 50. Übertragung des Konzertes an dem Thema: Der Pausenfilm von Georg Riha steht ganz im Zeichen der EURO 2008, und das Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper tanzt am Karlsplatz eine "nette, attraktive Fußballnummer", wie Programmdirektor Wolfgang Lorenz ankündigte. Weitere Premieren für das Ballett gibt es mit der Albertina als Schauplatz und dem live-Donauwalzer im Musikverein.

Als Begleitprogramm sendet der ORF je eine Dokumentation über Orchester und Dirigenten am 30. Dezember und einen Auftakts-Film über die Wiener Ringstraße am Neujahrsmorgen. Ein weiteres Debüt gibt es bei der Moderation: Nach 25 Jahren wird erstmals nicht mehr Ernst Grissemanns Stimme durch das Konzert führen, statt dessen wird auf ORF 2 und Ö1 erstmals Barbara Rett moderieren. Die CD zum Konzert erscheint am 7. Jänner, die DVD am 14., die "Jagd auf die Geschwindigkeit" habe sich durch die digitale Verbreitung, die schon einige Tage früher möglich sein wird, jedoch relativiert, wie Decca-Geschäftsführer Bogdan Roscic erklärte.

Die Hoffnung, dass der ORF das Neujahrskonzert zum 50., aber nicht zum letzten Mal übertragen und produzieren wird, bekräftigten sowohl Lorenz als auch Hellsberg, der ORF-Programmdirektor bestätigte jedoch, dass die Verhandlungen nun "mehrheitlich" mit der Schweizer Agentur T.E.A.M. geführt würden, denen die Philharmoniker den Vertrieb des Medienereignisses überantwortet haben. "Nur weil die Gespräche nicht allein von uns geführt werden, werden sie nicht ohne uns geführt", versuchte Hellsberg zu beschwichtigen. Dass die Partnerschaft mit dem ORF bestehenbleibt, sei der ausdrückliche Wunsch des Orchesters. Ob der ORF über die Übertragung hinaus auch Produzent des Konzertes bleibt, ist laut Lorenz jedoch Gegenstand von Verhandlungen, deren Ergebnis noch nicht abzusehen sei. (APA)