Washington DC/Wien - Das US-National Transportation Safety Board (NTSB) hat zwei Videos von Beinahe-Zusammenstößen an zwei US-Flughäfen in die Diskussion um die Sicherheit der Luftfahrt eingebracht. Die animierten Videos sind zudem mit dem Originalton der Kommunikation zwischen Piloten und dem Tower versehen. Die NTSB will damit die Notwendigkeit zur Verbesserungen der Sicherheit illustrieren.

Die erste Videoanimation zeigt einen Beinahe-Unfall am Flughafen von Fort Lauderdale/Florida im Juli 2007. Die beiden Jets, eine Delta B757 und ein United Airlines Airbus A320, näherten sich auf wenige Meter aneinander. Deutlich zu hören ist der brüllende Fluglotse, der den United-Piloten auffordert, das Flugzeug auf der Piste sofort zu stoppen, weil der Delta-Jet gerade zur Landung ansetzt. Das Video wurde anhand von Radar- und Flugdaten-Rekorder-Auswertungen angefertigt.

Dramatische Bilder

Ähnlich dramatisch ist auch das zweite Video von einem Vorfall am San Francisco International Airport im Mai 2007. Auch hier kommen zwei Linienflugzeuge einander auf weniger als zehn Meter nahe. Zwar gab es in beiden Fällen keine Verletzten, aber die Zahl solcher Vorfälle steige in den vergangenen Jahren immer weiter an, meldet die Behörde. Die dramatische Zunahme des Flugverkehrs und die zum Teil inadäquate Sicherung der Verkehrswege sei ein Thema, meldet die NTSB. Der bisher schwerste Unfall in der Geschichte der Luftfahrt - ein Crash zweier Jumbojets auf dem Flughafen von Teneriffa im Jahr 1977 - ist den Experten immer noch in Erinnerung. Damals waren mehr als 580 Menschen umgekommen. Den meisten US-Amerikanern bereiten aber die absichtlich zurückgehaltene NASA-Untersuchung zur Flugsicherheit vor einigen Wochen offenbar große Sorgen. Innenpolitischer Druck hat dazu geführt, dass die hochbrisante Studie nun veröffentlicht werden muss.

Die NTSB hatte die beiden Videos anlässlich der jährlichen Präsentation der "dringendsten Verbesserungen zur Unfallvermeidung" in Washington gezeigt. Die US-Federal Aviation Administration FAA argumentiert, dass die so genannten "Runway Incursions" - so werden die Beinahe-Unfälle auf den Start- und Landbahnen genannt, im laufenden Jahr um 25 Prozent zurückgegangen sind. 182 solcher "Runway Incursions" wurden 2007 in den USA vermerkt. In Europa meldet die Eurocontrol täglich etwa zwei solcher Vorfälle von den insgesamt 600 zivilen Airports, meldet PR-Inside. Schuld daran wären vielfach zu alte Flughäfen, die zur Kapazitätserweiterung ausgebaut werden. Am neu gebauten Dulles-Airport in Washington DC gab es zwischen 1997 und 2000 nur insgesamt vier solcher Zwischenfälle.

Austrocontrol: "Fliegen noch immer am sichersten"

"Man kann nicht sagen, dass der Kapazitätszuwachs mit einer Verringerung der Sicherheit zu tun hat", so Heinz Sommerbauer, Generalsekretär der Austrocontrol gegenüber pressetext. Fliegen bleibe immer noch das sicherste Verkehrsmittel. Das beweisen die Zahlen. Die Sicherheit sei das oberste Gebot. "Wenn die notwendigen Distanzen der an- und abfliegenden Flugzeuge nicht eingehalten werden können, staut es sich am Boden", so Sommerbauer. Die Austrocontrol habe sich immer um eine sehr enge und sehr intensive Zusammenarbeit mit dem Flughafen Wien und der nationalen Fluggesellschaft AUA bemüht. Es sei allerdings schwierig die Situation in den USA genau einzuschätzen. "Großflughäfen wie etwa Los Angeles oder Chicago erfordern extrem genau geplante Organisationsabläufe, die immer wieder aufs Neue überprüft und hinterfragt werden müssten."

Für Europa sieht der Experte einen Zuwachs der ohnehin sicheren Luftfahrt in der Schaffung des Single European Sky Programmes. "Die Schaffung eines einheitlichen Kontrollsystems, das nicht den Staatsgrenzen, sondern den Verkehrsströmen entspricht, ist sinnvoll und überfällig", so Sommerbauer. Das sei eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten zumal dadurch auch ein direktes Routing - also die kürzeste Verbindung zweier Punkte - gewährleistet werde, so Sommerbauer. (pte)