Immerhin bestünde die Gruppe der Ex-Jugoslawen aus Kosovaren, Kroaten und vielen mehr – und freilich vor allem aus den Serben; bis zu 270.000 Personen, rechnet er vor, hätten in Österreich einen serbischen Migrationshintergrund. „Damit stellen wir die größte Zuwanderungsgruppe. Und in der politischen Debatte dreht aber meist alles um den Islam und die Türken.“
Sonst ist Miloradovic von Platter aber angetan, lobt dessen Zuhörbereitschaft und spricht von ihm respektvoll als „Herr Integrationsminister“.
Beruhigt zeigte sich auch Caritas-Präsident Franz Küberl. Wie Diakonie-Direktor Michael Chalupka hatte er vor dem_Termin moniert, dass wichtige Ministerien nicht eingebunden seien. Ein Vorwurf, den Platter zerstreuen konnte: Diese würden später „beigezogen werden, hat uns der Minister versichert“.
Zweieinhalb Stunden lang nahm sich Platter für die erste Runde seiner Integrationsplattform Zeit, mit deren Hilfe er bis 22. Jänner zuerst einen ausführlichen Bericht (Küberl: „die Nagelprobe“) erstellen soll. Nach einem Symposion zu Europas Modellen will er bis zum Sommer ein ausgefeiltes Integrationskonzept vorlegen. Bei der ersten Runde waren die Vertreter nichtstaatlicher Organisationen und Migrantenvereine geladen. Am Dienstag empfängt Platter die Religionsvertreter, Donnerstag kommen die Gebietskörperschaften, Freitag die Sozialpartner dran. Für seinen Integrationsbericht ist im Internet eine Art Begutachtungsfrist vorgesehen, bei der „auch die Bevölkerung die Chance hat, ihre Stellungsnahme abzugeben“.
Doch bis dahin muss sich Platter zunächst anhören, was die diversen Migrantengruppen zu seinen vorgegebenen Themen Arbeit, Bildung und Sprache alles auf dem Herzen haben. Miloradovic machte sich Montag jedenfalls dafür stark, dass in Österreich für junge Serben auch Serbokroatisch angeboten werden soll: „Denn wenn man schon die eigene Muttersprache nicht gut beherrscht, ist es enorm schwierig, eine fremde Sprache gut zu erlernen.“
Änderungen im Bildungsbereich verlangte auch das „Interkulturelle Zentrum“. Geschäftsführer Rüdiger Teutsch sieht „einen dringenden Bedarf“ bei der Ausbildung der Pflichtschullehrer beim Thema „Deutsch als zweite Sprache“. Teutsch: „In den Wiener Hauptschulen sind oft die Lehrer die einzigen, die einsprachig sind.“
Gamze Ongan vom Migrantinnen-Beratungszentrum Peregrina wiederum drängte darauf, dass Frauen, die im Zuge der Familienzusammenführung ins Land kommen, einen eigenen Aufenthaltstitel bekommen sollen. Denn für Frauen, die keinen sicheren Aufenthalt haben, stellt sich die Frage der Integration eben nicht vorrangig, „solange ihre tagtägliche Existenz in Österreich nicht gesichert ist“.