Wien – Der Innenminister war sichtlich um das Wohl seiner Gäste bemüht. Kaffee und Kuchen ließ Günther Platter am Montag für die geladene Schar servieren, bevor er um 11 Uhr in einem Saal im Palais Modena in der Herrengasse zu seinem Einleitungsstatement anhob, in dem er die aktuellsten Zahlen zum Thema präsentierte: Den größten Anteil an Zugewanderten, referierte der Minister, stellten mit 36,8 Prozent die Migranten aus Ex-Jugoslawien – und trat damit zumindest beim Vertreter der Serben in einen kleinen Fettnapf. Denn: „Bei meiner Wortmeldung habe ich dann endlich einmal klargemacht, dass es für uns ein Anliegen ist, hier eine statistische Trennung zu vollziehen“, erzählt Darko Miloradovic vom Dachverband serbischer Vereine in Wien.

Immerhin bestünde die Gruppe der Ex-Jugoslawen aus Kosovaren, Kroaten und vielen mehr – und freilich vor allem aus den Serben; bis zu 270.000 Personen, rechnet er vor, hätten in Österreich einen serbischen Migrationshintergrund. „Damit stellen wir die größte Zuwanderungsgruppe. Und in der politischen Debatte dreht aber meist alles um den Islam und die Türken.“

Sonst ist Miloradovic von Platter aber angetan, lobt dessen Zuhörbereitschaft und spricht von ihm respektvoll als „Herr Integrationsminister“.

Beruhigt zeigte sich auch Caritas-Präsident Franz Küberl. Wie Diakonie-Direktor Michael Chalupka hatte er vor dem_Termin moniert, dass wichtige Ministerien nicht eingebunden seien. Ein Vorwurf, den Platter zerstreuen konnte: Diese würden später „beigezogen werden, hat uns der Minister versichert“.

Zweieinhalb Stunden lang nahm sich Platter für die erste Runde seiner Integrationsplattform Zeit, mit deren Hilfe er bis 22. Jänner zuerst einen ausführlichen Bericht (Küberl: „die Nagelprobe“) erstellen soll. Nach einem Symposion zu Europas Modellen will er bis zum Sommer ein ausgefeiltes Integrationskonzept vorlegen. Bei der ersten Runde waren die Vertreter nichtstaatlicher Organisationen und Migrantenvereine geladen. Am Dienstag empfängt Platter die Religionsvertreter, Donnerstag kommen die Gebietskörperschaften, Freitag die Sozialpartner dran. Für seinen Integrationsbericht ist im Internet eine Art Begutachtungsfrist vorgesehen, bei der „auch die Bevölkerung die Chance hat, ihre Stellungsnahme abzugeben“.

Doch bis dahin muss sich Platter zunächst anhören, was die diversen Migrantengruppen zu seinen vorgegebenen Themen Arbeit, Bildung und Sprache alles auf dem Herzen haben. Miloradovic machte sich Montag jedenfalls dafür stark, dass in Österreich für junge Serben auch Serbokroatisch angeboten werden soll: „Denn wenn man schon die eigene Muttersprache nicht gut beherrscht, ist es enorm schwierig, eine fremde Sprache gut zu erlernen.“

Änderungen im Bildungsbereich verlangte auch das „Interkulturelle Zentrum“. Geschäftsführer Rüdiger Teutsch sieht „einen dringenden Bedarf“ bei der Ausbildung der Pflichtschullehrer beim Thema „Deutsch als zweite Sprache“. Teutsch: „In den Wiener Hauptschulen sind oft die Lehrer die einzigen, die einsprachig sind.“

Gamze Ongan vom Migrantinnen-Beratungszentrum Peregrina wiederum drängte darauf, dass Frauen, die im Zuge der Familienzusammenführung ins Land kommen, einen eigenen Aufenthaltstitel bekommen sollen. Denn für Frauen, die keinen sicheren Aufenthalt haben, stellt sich die Frage der Integration eben nicht vorrangig, „solange ihre tagtägliche Existenz in Österreich nicht gesichert ist“.

Doch auch Ongan ist mit dem Innenminister fürs Erste sehr zufrieden: „Der Termin war für zwei Stunden anberaumt, geworden sind es dann zweieinhalb. Das ist bei einem Regierungsmitglied auch nicht selbstverständlich.“ (von Peter Mayr und Nina Weißensteiner/DER STANDARD, Printausgabe, 13.11.2007)