Anlässlich der Verleihung des "Austrian Sustainability Reporting Award (ASRA)" war Adrian Hodges, Experte in CSR-Belangen, in Wien.

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Bei der Umsetzung stecke das Thema noch in den Kinderschuhen. Das Bewusstsein für Corporate Social Responsibility (CSR) nehme aber zu. Es könnte schneller gehen, sagt Adrian Hodges, Geschäftsführer des International Business Leadership Forum, zu Heidi Aichinger.

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STANDARD: Sie sagten einmal: "CSR should be everybody’s business." Offensichtlich ist das aber nicht so. Warum?

Hodges: Was ich damit meinte, ist, dass alle Bereiche in der Wirtschaft von denselben Trends betroffen sind – von den Interessen unterschiedlicher Stakeholder, der Globalisierung etc. Jeder sollte also dahingehend und in seinem ganz speziellen Bereich sensibilisiert und sich der gesellschaftlichen oder umwelttechnischen Konsequenzen bewusst sein.

STANDARD: Die meisten – auch innerhalb einzelner Unternehmen – verstehen aber unter CSR oft völlig unterschiedliche Dinge...

Hodges: CSR-Maßnahmen zu managen ist Führungsaufgabe. Die Herausforderung besteht natürlich darin, Manager durch alle Branchen darüber zu informieren und davon zu überzeugen. Dazu kommt, dass das Thema in vielen Belangen noch sehr jung und auch nur in Teilbereichen bekannt ist. Unter jenen, die etwas mit dem Begriff CSR anfangen können, wird auch nur ein Teil wissen, dass dieser Themenbereich Teil des Kerngeschäftes ist oder sein sollte.

STANDARD: Das überrascht mich, da CSR in aller Munde ist – besonders in global agierenden Unternehmen...

Hodges: Diese Unternehmen sind ja enorme Ungetüme und häufig dezentral geführt. Die Herausforderung ist hier, die Botschaft quer durch zu transportieren. Dennoch, wir stehen heute vor einer völlig anderen Situation als noch vor fünf Jahren. Allerdings ist die Antwort auf die Frage, ob in den Fortune-500-Unternehmen weltweit CSR als Managementaufgabe gesehen wird, noch immer "nein".

STANDARD: Was ist Ihrer Ansicht nach der beste Weg, Unternehmen in Sachen CSR zu erreichen?

Hodges: In einigen großen Unternehmen werden bereits Nachhaltigkeitsmanager eingesetzt. Viele Unternehmen implementieren das Thema in ihrem Reporting. Dieser Prozess ist häufig Auslöser dafür, Daten zum Thema zu sammeln. Dadurch aber wird es sichtbarer und man beginnt besser zu verstehen, was CSR für das eigene Geschäft überhaupt bedeuten kann. Dazu kommt der steigende Druck seitens der Öffentlichkeit, aber auch die Zunahme von Beratungs- oder Serviceunternehmen, die sich diesem Thema widmen.

STANDARD: Das Bewusstsein steigt...

Hodges: Ja, und wir erkennen auch Trends dahingehend, dass Manager das steigende Interesse der Stakeholder an CSR-Themen dafür nutzen, eingeschlagene Strategien zu verändern. Unternehmen lernen auch Kritik anzunehmen und diese für sich zu nutzen.

STANDARD: Was beschäftigt Sie zurzeit am meisten in Sachen CSR?

Hodges: Ich bin ungeduldig, dass noch immer so viele Menschen nicht verstanden haben, worum es eigentlich geht. Der Unterschied zwischen den Ideen, die man hat, und dem, wie sie in der Realität Fuß fassen, ist hart zu handlen.

STANDARD: Was steht bei Ihnen jetzt am Plan?

Hodges: Wir beschäftigen uns derzeit damit, chinesische Unternehmen dabei zu unterstützen, intern verantwortungsvolle Businesspraktiken zu integrieren. Und auf der anderen Seite Impulse dahingehend zu geben, sich ihrer wachsenden Rolle in der Weltwirtschaft bewusst zu werden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.11.20)