Gutes Gewissen ist nicht nur ein sanftes Ruhekissen: Bei näherer Betrachtung von Nachhaltigkeitsfonds zeigen sich ansehnliche Ertragsmöglichkeiten. In Kombination mit den gewaltigen Mittelzuflüssen ein Anlagethema, an dem nicht vorbeizukommen ist.

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Kriterien wie Nachhaltigkeit, Rücksichtnahme auf Umwelt und Menschenrechte, also Faktoren, die bei einer Investition auch für gutes Gewissen sorgen, sind für den durchschnittlichen Anleger nur schwer zu überprüfen.

Zwar gibt es einige Rating-Agenturen, die sich auf SRI (Socially Responsible Investment), also ethisch nachhaltiges Investieren spezialisiert haben, doch macht man sich als kleinerer Investor wirklich die Mühe, das alles wirklich genau abzuprüfen, bevor man eine Aktie kaufen will?

Dem abzuhelfen, haben sich in den letzten Jahren eine zunehmende Zahl von Investmentfonds-Anbietern vorgenommen. Zum Beispiel die ESPA, die Fondsgesellschaft des Sparkassensektors, mit ihren Vinis-Fonds. Sie beruhen alle auf den Prinzipien nachhaltiger Veranlagung. Zu den österreichischen Pionieren zählt auch die Kepler-Fonds-AG mit ihrem im November 2000 aufgelegten Kepler Sustainability Aktienfonds. Zu früh, wie sich zeigte.

Denn er musste dem allgemeinen Kursverfall in den ersten beiden Jahren gehörig Tribut zollen, doch seither ging es wieder kräftig aufwärts, in den letzten fünf Jahren um fast elf Prozent jährlich. Schon besser erging es den Anteilinhabern des fast zwei Jahre später aufgelegten Kepler Ethik Fonds. Sie konnten in den letzten fünf Jahren mehr als 13 Prozent pro Jahr Wertzuwachs verbuchen.

Doch diese Zahlen täuschen etwas. Denn der Boom in dieser Anlage-Kategorie begann so richtig erst in den letzten beiden Jahren. So berichtet der Info-Dienst Finance & Ethics Research (FER), dass nachhaltige Aktienfonds seit Jahresbeginn mehr als acht Milliarden Euro Mittelzuwachs erhielten.

Das Fondsvolumen, das Anfang 2005 erst rund vier Mrd. Euro ausmachte, ist bis September 2007 auf rund 32 Milliarden angewachsen. Da halfen freilich auch die Kurssteigerungen kräftig mit.

Im Trend: Klimafonds

Stark im Trend die Klimafonds: Sie verfünffachten sogar ihr Fondsvolumen seit Anfang 2007. Entsprechend hat auch die Bewertung der infrage kommenden Aktien ziemlich angezogen, wie sich z.B. am Chart eines Parade-Titels wie der Solar World AG deutlich ablesen lässt: Der Kurs ist seit Anfang 2005 von fünf auf 45 Euro um 800 Prozent gestiegen, während etwa ein entsprechender Index wie der Bloomberg Europe Energy Alternate Source Index "nur" um knapp 300 Prozent kletterte. Was aber immer noch mehr ist als Tec-DAX oder DAX, die rund 100 Prozent zulegten. Übrigens sollte man sich auch bei den SRI-Fonds die Anlage-Kriterien genauer ansehen, denn es gibt erhebliche Unterschiede. Zum Beispiel in der Haltung zu Auto- oder Erdöl-Aktien. Während manche Fonds diese Titel sehr wohl aufnehmen, wenn sie ihren ethischen Kriterien entsprechen, sind solche Aktien bei anderen (z.B. ESPA WWF Stock Umwelt) explizit ausgeschlossen. FER gibt in den monatlichen Nachhaltigkeits-Reports für die Fonds jeweils den "ethisch-dynamischen Anteil" (EDA) an, der das Verhältnis von "wünschenswerten" zu "nicht wünschenswerten" Einzeltiteln angibt. Was oft gar nicht so klar ist. Richard Lernbass (FER) erklärt, dass "bei den Industriekonglomeraten wie General Electrics oder Siemens sämtliche Branchenbereiche u.a. Rüstung, Atomkraft usw. ermittelt werden. Der EDA sagt dann aus, wie sehr sich das Portfolio (durchgerechnet auf Einzeltitelbasis) im Bezug auf den individuellen Wertigkeitsansatz verbessert oder verschlechtert hat." Unter den Top-Fonds ist übrigens der ESPA WWF Stock Umwelt der einzige, der einen EDA-100-Wert aufweisen kann.

Dessen Manager, Hans Leitner, sieht beim Thema Nachhaltigkeit in der Fonds-Branche oft "Etiketten-Schwindel. Für mich ist eine Technologie wichtig, die dazu beiträgt, Ressourcen einzusparen und einen positiven Umweltbeitrag zu leisten. Bei Auto- oder Ölaktien sehe ich das nicht so. Firmen, in die wir investieren, bieten echte Alternativen."

Deshalb werden die für seinen Fonds investierbaren Titel von den Vertretern des WWF mitgeprüft. "Von 50 vorgeschlagenen Titeln kommen dann zehn auf die Liste." Dass diese Aktien in der Performance mithalten können, zeigen die letzten drei Jahre des Fonds: ein Plus von knapp 100 Prozent. Zieht man also grob Bilanz, so zeigt sich, dass gutes Gewissen nicht nur ein "sanftes Ruhekissen" ist. Die Anlage-Erträge können damit auch ganz schön wachsen. (Nikolaus Dolenz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.11.2007)