Im Vorfeld der Nahostkonferenz von Annapolis wechselten sich zuletzt Meldungen über Krisen und Fortschritte ständig ab. Eine der Schwierigkeiten soll darin bestehen, dass Premier Ehud Olmert von den Palästinensern verlangt, Israel bei der Konferenz ausdrücklich als „jüdischen Staat“ anzuerkennen. Das würde indirekt bedeuten, dass die Palästinenser auf die Forderung nach Rückkehr ins Gebiet des heutigen Israel verzichten und die Flüchtlinge von 1948 und 1967 nur im künftigen palästinensischen Staat ein Bleiberecht hätten.
Könnte Olmert sich in diesem Punkt durchsetzen, hätte er mehr Spielraum für Konzessionen in anderen Streitfragen und zugleich einen besseren Stand gegenüber dem rechten Flügel in seiner Regierungskoalition. Doch Unterhändler Saeb Erekat hat gestern die Idee, dass Israel als jüdischer Staat anerkannt werden könnte, verworfen.
In beiden Lagern sind die Positionen aber keineswegs einheitlich. So scheint in Is_rael Verteidigungsminister Ehud Barak, obwohl als Chef der Arbeiterpartei links von Olmert angesiedelt, wenig von der Konferenz zu halten. Laut Barak ist die Übergabe von Territorium an die Palästinenser erst in einigen Jahren möglich, wenn ein Abwehrsystem gegen die Kleinraketen einsatzbereit wäre, mit denen Israel aus dem Gazastreifen beschossen wird. Auf palästinensischer Seite gilt vor allem Delegationschef Ahmed Korei als Bremser, der Vereinbarungen zwischen Olmert und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas infrage stellt.