Hans Tschuden ist seit Oktober 2006 Finanzvorstand der Telekom Austria Group

Foto: Standard/Telekom
STANDARD: Herr Tschuden, die Telekom Austria Group veröffentlichte kürzlich ihren dritten Nachhaltigkeitsbericht. Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit in Ihrem Konzern?

Tschuden: Zunächst muss man differenzieren, was damit überhaupt gemeint ist. Unter dem Begriff CRS – "Corporate Social Responsibility" – können unterschiedlichste Aktivitäten stattfinden. Die Telekom geht dabei aber von einer Nachhaltigkeit aus, deren Basis sowohl auf ökonomischen und ökologischen als auch sozialen Aspekten beruht.

STANDARD: Was bedeutet das?

Tschuden: Das heißt, dass wir nicht projektbezogen, sondern sehr langfristig denken und _so ökonomisch wirtschaften, dass Umweltschutz und soziale Aspekte sowohl firmenintern als auch nach außen durchgesetzt werden können.

STANDARD: Wird ein solches unternehmerisches Verhalten von der Finanzwelt, von den Analysten bereits honoriert?

Tschuden: Der Trend zu Nachhaltigkeit als Bewertungskriterium ist deutlich. Lassen Sie es mich hart formulieren: Wenn man bei einer Investition die Wahl zwischen einem hochprofitablen Waffenhersteller und einem nachhaltig arbeitenden Unternehmen hat, werden Analysten mittlerweile zum Zweiten raten. STANDARD: Lässt sich das an Aktienkursen ablesen?

Tschuden: Nicht eindeutig, weil man nicht sagen kann, wie es sich ohne diese Maßnahmen entwickelt hätte, aber sagen kann man, dass immer mehr Fonds Unternehmen, die nachhaltig vorgehen, auf ihre Investment-Checklist setzen.

STANDARD: Welche Maßnahmen setzt die Telekom-Gruppe?

Tschuden: Durch moderne Technologien – wie etwa Videotelefonie – können Reisekosten in großem Ausmaß eingespart werden, was gleichzeitig dem Klimaschutz zugute kommt. Ein anderer Ansatz ist die papierlose elektronische Rechnung: Hier verbirgt sich ein enormes Potenzial; wenn man zehn Millionen Kunden dazu bringt, auf Online-Rechnungen umzusteigen, heißt das eine Einsparung von 10.000 Tonnen CO2.

STANDARD: Es wird aber kritisiert, dass die Zunahme moderner Kommunikationsmittel und erhöhter Datendurchsatzbedarf mehr Energieverbrauch bedeuten – wie stellt sich das dar?

Tschuden: Anschaulich. Das UMTS-Datendurchsatzvolumen des gesamten Mobilkom-Netzwerkes ist im Zeitraum 2004 bis 2006 um 2000 Prozent gestiegen, der Energieverbrauch deswegen aber nur um 48 Prozent.

STANDARD: Wie setzen Sie Nachhaltigkeit intern um?

Tschuden: Mit unterschiedlichen Strategien, zum Beispiel testen wir derzeit die Einsatzmöglichkeit von Erdgasbetriebenen Autos im Fuhrpark. Dabei geht es künftig um 4000 Fahrzeuge. Ein anderer Bereich ist das interne Klimaschutz-Management: Dadurch lassen sich bis zu 70 Prozent Energiekosten für den Gebäudebetrieb einsparen. Ein dritter Bereich ist die Unterstützung von Teleworking, was vor allem jungen Müttern ungemein hilft, und auch wieder Fahrtkosten minimiert.

STANDARD: Hat die Telekom eine eigene "Abteilung für Nachhaltigkeit"?

Tschuden: Nein, es wird aber durch Corporate Communications intensiv vorangetrieben. Wichtig ist, dass Vorstand und Führungskräfte dahinterstehen. (Pia Alexandra Bauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.11.2007)