Sarajewo - Die österreichische Handelsdelegierte in Bosnien und Herzegowina (BiH), Astrid Pummer, strahlt Optimismus aus. Der große Investitionsboom in BiH habe zwar noch nicht eingesetzt, und man sei oft wegen der "turbulenten" politischen Lage frustriert, doch "wirtschaftlich liegt alles auf richtigen Schienen". Der Übergang von einer Nachkriegswirtschaft zu einer funktionierenden Marktwirtschaft sei erfolgreich vollzogen. Obwohl Geldströme aus internationaler Entwicklungshilfe reduziert würden, könne BiH seit 2003 ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum von jährlich fünf Prozent vorweisen und gehöre somit zu den erfolgreichsten Transitionsländern der Region.

Ausländische Direktinvestitionen betrugen im ersten Halbjahr 2007 rund 1,2 Milliarden Euro, die Hälfte dieser Summe stammt von dem Verkauf des Telekomanbieters in der Republika Srpska (RS) an die serbische Telekom. Die Inflation in der ersten Jahreshälfte betrug nur 0,8 Prozent.

Mit dem bisherigen Investitionsvolumen von rund 950 Millionen Euro ist Österreich laut dem Report der Außenwirtschaft Österreich (AWO) der größte ausländische Investor in BiH. Besonders präsent sind österreichische Banken und Versicherungen. Die Volksbank AG übernahm heuer die Zentralbank Banja Luka und die Steiermärkische Sparkassen und Banken AG die ABS Bank. Bereits fünf österreichische Bankengruppen sind in BiH vertreten.

Seit November 2006 ist ein Abkommen über finanzielle Kooperation zwischen Österreich und BiH in Kraft. Damit wurde ein bilateraler Rahmen für die Gewährung österreichischer Soft Loans für Exportgeschäfte im Bereich kommunaler Infrastruktur geschaffen.

Im Juli 2006 wurde zwischen dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und dem bosnischen Ministerium für Kommunikation und Transport eine Kooperation im Bereich Transportinfrastruktur und Technologietransfer vereinbart. Dadurch können österreichische Unternehmen bei prioritären Infrastrukturprojekten im Transportbereich mitwirken.

Laut AWO-Bericht liegen die Chancen für österreichische Unternehmen mehr denn je beim Ausbau der Infrastruktur. Es geht dabei verstärkt um die Modernisierung der umwelt- und energietechnischen Infrastruktur, aber auch um den Ausbau des Informations- und Telekommunikationssektors sowie um die Basisinfrastruktur für Tourismusentwicklung. Das Tourismuspotenzial ist groß und bietet Investoren viele Möglichkeiten sowohl im Winter- als auch im Kurtourismus.

In kaum einem Land der Welt sei die Politik so wichtig für die Wirtschaft wie in BiH, erklärt Pummer. Die Investoren bräuchten viel Zeit und Geduld, um sich durch den Wald der Ministerien und Bürokratie durchzukämpfen. "Aber wir sind ja hier, um dabei zu helfen", sagt die österreichische Handelsdelegierte lächelnd. (iva, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.11.2007)