Wien - Für Ex-Innenminister Karl Schlögl ist die Debatte um SP-Chef Alfred Gusenbauer "unnotwendig". Schlögl, der nach dem Abschied Viktor Klimas selbst gerne Parteivorsitzender geworden wäre, hält Gusenbauer ostentativ die Stange. "Er macht sein Aufgabe ausgezeichnet. Man darf nicht vergessen, dass er die Partei erst seit drei Monaten führt und dass es noch nie so schwierig war, Vorsitzender zu sein," meint Schlögl im Gespräch mit dem Standard. Angesichts der Kürze seiner Amtszeit habe Gusenbauer "schon viel bewegt". Schlögl glaubt, dass ab Herbst ein "kantigeres Profil" der SP-Oppositionspolitik erkennbar sein wird, wobei eines klar sein müsse: "Wir sind nicht mit den Grünen vergleichbar. Eine staatstragende Partei wie die SPÖ kann nicht ausschließlich Fundamentalopposition betreiben. Wir müssen unseren Wählern auch Alternativen aufzeigen - also in der Budgetfrage nicht nur die Regierung kritisieren, sondern auch sagen, wie unser Budget aussehen würde." Das erwarte die Wählerschaft jedenfalls von einer Partei, die "bis auf vier Jahre an jeder Regierung seit 1945 beteiligt war", und das habe Gusenbauer bisher "konsequent" getan. "Keine Krise" gibt auch SP- Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl als Motto aus. Die Debatte sei konstruktiv, auch zeichne sich eine "Aufbruchstimmung" ab. Unterstützung bekommt Gusenbauer außerdem von Josef Cap und Kärntens SP-Chef Peter Ambrozy. Cap sieht die Parteireform "voll im Gange", Ambrozy rät, "mit der Kritik nicht übers Ziel zu schießen." Aus der Umgebung des steirischen Landesrates und Hauptkritikers Günter Dörflinger heißt es lediglich, eine offene Partei müsse Kritik vertragen: "Jetzt, lange vor den Wahlen, ist der richtige Zeitpunkt für ernsthafte Diskussionen." (kob/mue/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 19./20.8.2000)