Von vergangenem April bis heute ist der IATX um etwa 38 Prozent gefallen - und das, obwohl die am schlechtesten performende Aktie, die Meinl European Land (MEL), nicht in dem Index enthalten ist. Mittlerweile sind die meisten Papiere um 30 Prozent billiger zu haben als jene hypothetische Summe, die die Anteilsscheine wert wären, wenn der gesamte Immobilienbesitz zu aktuellen Preisen verkauft würde.
Anlegerschützer Wilhelm Rasinger schätzt, dass aktuell 400.000 bis 500.0000 Österreicher in Immobilienaktien investiert sind. Grund für für die massenhafte Verbreitung sei "die starke Vertriebsstruktur der Immo-Aktien über Banken und Finanzdienstleister", so Rasinger am Dienstag.
Enttäuschende Zahlen
Der Chef des Interessensverband für Anleger (IVA) hat sich auf Basis der aktuellen Tiefstkurse die Mehrjahresrenditen der Anbieter durchgerechnet und kommt selbst im langjährigen Vergleich auf enttäuschende Zahlen: CA Immo, Eco Business, und Meinl European Land (MEL) liegen in dieser Rechnung deutlich in der Verlustzone. Der Althausdeveloper conwert erreicht fünf Jahre nach seinem Börsegang gerade die Nulllinie und s Immo hat pro Jahr eine durchschnittliche Performance von 2 Prozent gemacht. Immoeast bzw. Immofinanz haben laut Rasinger-Rechnung immerhin mit vier bzw. sechs Prozent pro Jahr rentiert.
"Rechnet man die Dividenden mit, haben die normalen ATX-Werte in den vergangenen Jahren um durchschnittlich mehr als 30 Prozent zugelegt", resümiert der Anlegerschützer. "Die IATX-Papiere erreichen dagegen bestenfalls das Niveau lang fristig gebundener Sparbücher."
Rasinger bedrängt die Immo-Gesellschaften seit Monaten, wenigstens eine Dividende auszuschütten - und hat damit unmittelbar nur bei der Immofinanz Gehör gefunden. Diese hat vor wenigen Wochen ihre erste Dividende gezahlt. Andere wollen dies erst für 2008 - also im Frühjahr 2009 - tun.
Rätsel um Auslöser
Was den unaufhaltsamen Sinkflug ausgelöst hat bzw. weitergehen lässt, gibt Branchenkennern Rätsel auf: "Eine Erklärung die ich für die aktuelle Entwicklung aufdrängt, ist, dass sich Anleger vor Jahresende vielleicht noch von ihren verlustträchtigen Beteiligungen trennen wollen", sagt Günter Artner, Analyst bei der Erste Bank. Sollte diese Erklärung zutreffen, werde es "bis Jahresende kaum eine Erholung geben, danach vielleicht."
Weitere Erklärungsversuche, die von Branchenbeobachtern bemüht werden, sind die Angst vor einer Wirtschaftskrise mit einem darauffolgenden Verfall bestehender Immobilienwerte und die Hypothekenkrise in den USA. "Wir haben eine veritable Finanzkrise. So lange die Finanz- und Liquiditätskrise aus den USA nicht erledigt ist, wird es auch bei uns keien substanzielle Besserung geben", glaubt conwert-Vorstand Johann Kowar.
"Marktsituation unverändert gut"
Die Immofinanz/Immoeast, die in den vergangenen Jahren stets zweistellige Kursgewinne eingefahren hat, kann jedenfalls "fundamental keine Erklärung entdecken", wie Immofinanz-Sprecher Thomas Brey sagt. "Die Marktsituation ist unverändert gut - in Osteuropa, Südosteuropa und Österreich. Auch in Deutschland sehen wir keine negativen Veränderungen." Märkte reagierten aber nicht immer rational - vor einem Jahr hätten sie nach oben übertrieben - nun schlage das Pendel in die andere Richtung aus.
Allein die langjährige Nummer eins auf dem Markt, die Immofinanz, hat seit 10. April 2,3 Mrd. Euro an Wert verloren, geht aus von der Wiener Börse der APA übermittelten IATX-Daten hervor.
Anfang April 2007 war die Immofinanz 5,7 Mrd. Euro wert gewesen, am heutigen Dienstag war sie - bei gleicher Anzahl der Aktien - nur mehr 3,4 Mrd. Euro wert. Die Marktkapitalisierung ihrer Tochter Immoeast ging "nur" von 6,3 auf 5,9 Mrd. Euro zurück. Allerdings hat die Immoeast in der Zwischenzeit 278 Millionen junge Aktien ausgegeben.