Verdrehter Wuchs kann die Festigkeit von Bauholz beeinträchtigen. Die neue Technik entdeckt derartige Fehler und beschleunigt damit die Qualitätskontrolle.

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Wien - Von außen sind sie kaum oder gar nicht sichtbar, dennoch bedeuten Unregelmäßigkeiten im Holz Probleme. Eine neue Messvorrichtung soll diese verborgenen Fehler nun zeitsparend erkennen. Am Industriellen Kompetenzzentrum Holztechnologie arbeiten Elektrotechniker der Technischen Universität (TU) Wien und Experten der Holzforschung Austria an einem System basierend auf Mikrowellen, das den Blick ins Innere des natürlichen Baustoffes ermöglichen soll. Qualitätsprobleme durch sogenannten Drehwuchs des Holzes könnten so vermieden werden.

Die Tatsache, dass Holz ein reines Naturprodukt ist, birgt auch Probleme. So können im Inneren des Materials Unregelmäßigkeiten verborgen sein, die sich dem prüfenden Blick des Holztechnikers entziehen. Ein verdrehter Wuchs kann zu einer verminderten Festigkeit beitragen. Dieser blieb aufgrund fehlender Messmöglichkeiten bisher unerkannt. Um die Festigkeit des Endprodukts garantieren zu können, musste daher bis dato mit höheren Sicherheitsmargen gearbeitet werden.

"Heutzutage fährt das Holz in einer typischen Fertigungsstraße mit circa 15 Metern pro Sekunde vorbei. Die Qualitätskontrolle ist hier nur mehr durch eine automatisierte Erkennung möglich", erklärte Holger Arthaber vom Institut für Elektrische Mess- und Schaltungstechnik der TU Wien. Bereits jetzt kann das Holz mit Röntgengeräten auf Äste oder Fremdkörper, wie etwa Nägel, automatisch untersucht werden.

Faserrichtung und Feuchtigkeitsgehalt

Sogenannte Faserabweichungen können aber weder mit Röntgengeräten noch mit optischen Systemen aufgespürt werden. Eine Messanordnung, die Fichtenholzproben im Bereich der Mikrowellen mit Frequenzen zwischen acht und zwölf Gigahertz durchleuchtet, soll jetzt Abhilfe schaffen, so Arthaber. Die Zellstruktur des Holzes beeinflussen die Leitfähigkeit des Holzes und das wiederum die Dämpfung der Mikrowellen. Die Forscher messen höchste und geringste Dämpfung und können aus diesem Profil die Faserrichtung des Holzes errechnen. Auch der Feuchtigkeitsgehalt des Holzes kann so bestimmt werden.

"Ziel ist es, Messwerte der Faserabweichung an mehreren Positionen der Bretter zu ziehen", so der Wissenschafter. Der Computer entwirft ein Bild des Faserverlaufs über die Holzprobe. Überschreiten die Messungen bestimmte Grenzwerte, kann das Brett automatisch aussortiert werden. Die Anwendung dieser Klassifizierung wäre vor allem für die Brettschichtholzproduktion von Bedeutung, sind die Experten überzeugt. (APA/red)