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Franz Müntefering nimmt den Schal.

Foto: APA/dpa/Rainer Jensen
Viele in der SPD haben bis heute nicht verwunden, dass Franz Müntefering im Oktober 2005 von einem Tag auf den anderen den SPD-Vorsitz hinwarf, weil er damals wegen des großen Widerstands der Parteilinken seinen Favoriten Kajo Wasserhövel nicht als Bundesgeschäftsführer durchsetzen konnte. Doch immerhin: "Münte", wie der 67-Jährige in der SPD genannt wird, blieb ja als Vizekanzler und Arbeitsminister erhalten. Auch das ist jetzt vorbei.

Müntefering kennt die Partei wie kaum ein anderer. Seit 41 Jahren ist der geborene Sauerländer SPD-Mitglied, seit 1991 sitzt er auch im SPD-Vorstand. Er war Bundesgeschäftsführer und Verkehrsminister - er war immer da, wenn er gebraucht wurde. Beliebt ist Müntefering bei der Basis, weil er sich aus kleinen Verhältnissen hochgearbeitet hat, aber - anders als etwa Ex-Kanzler Gerhard Schröder - auf die Insignien der Macht verzichtete.

"Münte" ist die toskanisch-leichte Lebensart fremd, er fährt im Urlaub lieber an die Nordsee. Statt teurer Brioni-Anzüge trägt er Kleidung von der Stange, statt Champagner greift er zum Bier. Und wenn der Vater zweier erwachsener Töchter am Ende eines Parteitages die alten SPD-Lieder singt, dann ist das authentisch.

Gebrauche jemand zu viele Sätze, dann sei das ein Zeichen dafür, "dass man im Kopf nicht ganz klar ist", hat er einmal gesagt. Er selbst hat die knappen Ansagen im Laufe der Zeit fast schon zur Kunstform erhoben. "Opposition ist Mist", gab er den Genossen mit auf den Weg, als die wegen Schröders Agenda 2010 arge Zweifel an der SPD-Führung hatten. Sein Amt als SPD-Chef nannte er "das schönste neben dem Papst", und den Zustand der SPD beschrieb er auf einem Parteitag so: "Fraktion gut, die Partei auch, Glück auf!" Auch den Begriff "Heuschrecken" für Finanzinvestoren prägte Müntefering.

2005, als der SPD wegen der Sparpolitik scharfer Wind aus den eigenen Reihen entgegenblies, beschloss er mit Schröder im Alleingang den Befreiungsschlag durch Neuwahlen. Danach aber ging er als Vizekanzler in die Koalition, um das Erbe Schröders zu erhalten. Kanzlerin Angela Merkel und er schätzten und vertrauten einander zunächst, später aber wurde auch dieses Verhältnis schlechter. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.11.2007)