Israel und die Türkei rückten auch militärisch näher.

*****

„Dieses Parlament hat schon früher Geschichte geschrieben und schreibt weiter Geschichte. Ich stehe hier in tiefer Freundschaft mit der muslimischen Türkei. Die Türkei steht gegen die, die den Islam durch Hass und Gewalt zerstören wollen.“ Es ist ein historischer Auftritt. Erstmals redet ein israelischer Politiker vor dem Parlament eines überwiegend muslimischen Staates, und das auch noch im Duett mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.

So wie Peres die Türkei als Vorbild für andere muslimischen Länder lobt, rühmt Palästinenserpräsident Abbas die türkische Demokratie. „Dieses Parlament ist für uns im Nahen Osten ein leuchtendes Vorbild.“

Eingefädelt hatte diesen bemerkenswerten Auftritt von Shimon Peres und Mahmud Abbas ihr türkischer Amtskollege Abdullah Gül. Offizieller Rahmen des Treffens ist das Ankara Forum, eine Initiative, die Gül noch als Außenminister 2005 ins Leben gerufen hat. Das Forum ist ein Zusammenschluss von türkischer, israelischer und palästinensischer Handelskammer mit dem Ziel, Industrieansiedlungen im Westjordanland zu initiieren.

Shimon Peres nutzte seinen Besuch in Ankara vor allem dazu, die israelisch-türkischen Beziehungen zu vertiefen. Nachdem die moderat islamische AKP 2002 an die Regierung gekommen war, hatte es einige Irritationen im beiderseitigen Verhältnis gegeben, insbesondere nachdem sich Premier Tayyip Erdogan nicht an die westliche Kontaktsperre gegenüber der Hamas-Regierung gehalten hatte. Mittlerweile hat aber Gül der Regierung in Jerusalem klarmachen können, dass es ihm nicht um eine einseitige Parteinahme zugunsten der Palästinenser geht, sondern dass die Türkei aktiver als zu früheren Zeiten eine Vermittlerrolle im Nahen Osten anstrebt.

Peres ließ denn auch keine Gelegenheit aus, seine Gastgeber zu loben. In mehreren Interviews pries er die türkische Demokratie und das „beeindruckende“ wirtschaftliche Wachstum. Nachdem die Türkei sich in den letzten zwei Jahren zwischen Syrien und Israel mehrfach als Botschaftsüberbringer verdient gemacht hat, hofft Peres nun, dass Gül und Erdogan auch dazu beitragen können, die beiden israelischen Soldaten, die im Sommer 2006 von der Hisbollah entführt wurden, wieder frei zu bekommen.

Diese Hoffnung beruht auch darauf, dass die Türkei von allen Nato-Ländern die besten Beziehungen zum Iran hat. Am Rande der Treffen von Peres mit Gül und Erdogan ging es auch um das bislang größte israelisch-türkische Rüstungsprogramm. Israel will der Türkei sein Raketen-Abwehrsystem „Arrow“ und ein Modell seines Spionagesatelliten „Ofek“ verkaufen. Die Gespräche seien angeblich bereits weit gediehen, Anfang kommenden Jahres soll Verteidigungsminister Ehud Barak nach Ankara kommen, um den Deal perfekt zu machen. (Jürgen Gottschlich aus Istanbul/DER STANDARD, Printausgabe, 14.11.2007)