Wien - Der frühe und heftige Wintereinbruch in den Alpen ist für die Tourismusbranche und verwandte Bereiche wie Bekleidungs- und Sportartikelindustrie ein Turbo. Ob in Wien, Salzburg, Klagenfurt oder Innsbruck: Das Interesse an Skiern und Winterkleidung lockt deutlich mehr Kundschaft in die einschlägigen Sportgeschäfte.
"Wir erwarten ein Umsatzplus von drei bis vier Prozent", sagte Christian Mann, Unternehmenssprecher von Intersport Austria. Intersport umfasst in Österreich aktuell 253 Sportfachhändler, der Marktanteil beträgt laut Eigenangaben 35 Prozent.
Altbestände
Freuen darf sich auch die Skiindustrie, die wegen des letztjährigen schlechten Winters auf Altbeständen sitzt und noch im Oktober über schleppende Bestellungen seitens des Handels geklagt hatte. Intersport etwa hat seine Erstbestellungen um 15 Prozent reduziert, andere Händler waren sogar noch vorsichtiger. Gleichzeitig wurde der Skiindustrie aber signalisiert, dass nachbestellt werde, wenn sich die Nachfrage entsprechend entwickle. Das ist nun offenbar der Fall. Der Skihersteller Kneissl, der besonders stark gelitten hat, will heute, Mittwoch, Details über eine anstehende "Restrukturierung" bekanntgeben.
Laut einer von Intersport bei Regioplan in Auftrag gegebenen Studie gibt ein österreichischer Haushalt für Sportartikel im Durchschnitt knapp 530 Euro pro Jahr aus, darunter etwa 140 Euro für Sportbekleidung, 64 Euro für Sportschuhe, 68 Euro für Wintersportgeräte und 54 Euro für den Verleih von Sportgeräten.
Eine Welle der Erleichterung haben die frühen Schneefälle auch in der Tourismusbranche ausgelöst. Die Buchungslust ist deutlich angesprungen, hat ein Rundruf des Standard in den Tourismushochburgen des Landes ergeben.
Forscher warnt
"Der frühe Wintereinbruch ist positiv, ich warne aber vor zu starker Euphorie", sagte der Tourismusexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts, Egon Smeral. "Buchen geht schnell, stornieren aber auch." Entscheidend sei die Zeit von Weihnachten bis März - und ob es weiße Weihnachten gibt oder ein Wärmeeinbruch den Schnee wieder wegschmilzt, könne Mitte November niemand vorhersehen. Nach der leichten Steigerung der Umsätze im vorigen Winter um 0,8 Prozent auf knapp zehn Mrd. Euro geht Smeral heuer "bei normalen Bedingungen" von einem vier- bis fünfprozentigen Umsatzplus aus.