Das Weiße Haus spricht von einer Schlammschlacht, die Opposition von einem überfälligen Kassensturz. Ein Bericht des amerikanischen Kongresses listet erstmals umfassend auf, was die Kriege im Irak und in Afghanistan die USA kosten, nämlich doppelt so viel wie bisher veranschlagt.
Addiert man die Ausgaben für die Jahre 2002 bis 2008, kommen 1,6 Billionen Dollar zusammen, 1,3 Billionen allein für den Einmarsch im Zweistromland und die sich anschließende Besatzung. So jedenfalls rechnen es die Experten im Wirtschaftsausschuss des Parlaments vor, einem Gremium, in dem die kriegskritischen Demokraten das Sagen haben.
Neu ist, dass die Schätzung auch Posten aufzählt, die zwar nicht unmittelbar mit den Feldzügen zu tun haben, nach Ansicht der Autoren aber sehr wohl in eine Gesamtbilanz gehören. Zusätzliche Zinsen drücken, weil sich der Staat höher verschuldet, um die beiden Kriegseinsätze zu finanzieren. Heimgekehrt aus dem Hexenkessel, müssen verwundete, beinamputierte und seelisch gestörte Soldaten teuer behandelt werden. In vielen Unternehmen leidet die Produktivität, weil Freiwillige, die sich zur Armee melden, zuerst spürbar fehlen und später Mühe haben, sich wieder an den zivilen Alltag zu gewöhnen. Schließlich trieben die Spannungen in Nahost den Barrelpreis für Öl in exorbitante Höhen, von 37 Dollar vor dem Irak-Abenteuer auf über 90 Dollar in diesen Wochen.
„Für jeden Dollar, den wir direkt ausgeben, zahlen wir einen zweiten Dollar an indirekten Kosten“, sagt Charles Schumer, einer der prominentesten Senatoren der Demokratischen Partei. Um es plastischer zu machen, bricht er die astronomisch hohen Summen auf die kleinste Zelle der Gesellschaft herunter. Eine Durchschnittsfamilie mit zwei Kindern wird demnach von 2002 bis 2008 mit 20.900 Dollar zusätzlich belastet. Bis 2017 wären es 46.400 Dollar.
Drastisch präsentiert
Es sind Ziffern, wie sie den Amerikanern so drastisch noch keiner servierte. Bisher hat Bush im Parlament für beide Einsätze 804 Milliarden Dollar beantragt. Der Kongress hat sie stets bewilligt, wenn auch seit zwölf Monaten, seit die Demokraten dort die Mehrheit stellen, nach heftigem Tauziehen. Auch die Gegner des Präsidenten wollen nicht als diejenigen gelten, die den „Boys“ in Uniform mitten in der Krise den Geldhahn abdrehen.