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Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader
Die Telekom Austria (TA) steuert auf den ersten Jahresgewinn-Rückgang seit sieben Jahren hin. Wie der Konzern am Mittwoch ankündigte, wird der Nettogewinn heuer voraussichtlich um 8 Prozent niedriger ausfallen als 2006. Im dritten Quartal lag er mit 137,7 Mio. Euro knapp ein Fünftel - exakt 19 Prozent - unter dem Vorjahresniveau. Ob sich dies auch negativ auf die Dividende für 2007 auswirken wird, wollte Finanzvorstand Hans Tschuden vorerst noch nicht präzisieren.

Den bisher letzten Rückgang im Nettoergebnis hatte die Telekom im Jahr 2000 erlitten, in dem das Unternehmen an die Börse gegangen ist.

Höhere Nettoverschuldung

Eine "höhere Nettoverschuldung zur Finanzierung der MDC-Übernahme sowie eine höhere Aktionärsvergütung hätten zu gestiegenen Zinsaufwendungen geführt, erklärte die Telekom in ihrem Quartalsbericht. Für Dividenden an die Aktionäre und Aktienrückkäufe, die ebenfalls den Börsianern zugutekommen, hat die Telekom heuer bis September 712,9 Mio. Euro ausgegeben. Der Gewinn je Aktie ging deshalb bis September nur um 5,7 Prozent, im dritten Quartal um 13,6 Prozent zurück. Zusätzlich haben heuer Startkosten in Serbien und Mazedonien, die EU-Roaming-Tarife und in den vergangenen Monaten hohe Festnetz-Einbußen und neue Großhandelstarife (Terminierungsentgelte) die Telekom-Bilanz belastet.

Im Rahmen der Erwartungen

Die Ergebnisse lagen allerdings im Rahmen der Analystenerwartungen. Die Telekom Austria-Aktie stieg bis Mittwochnachmittag um knapp ein halbes Prozent auf 19,37 Euro leicht an. Der Konzern sieht sich auf dem richtigen Weg. Mittelfristig werde man vom starken Wachstum der internationalen Beteiligungen profitieren, so die Telekom.

Internationale Beteiligungen

In den ersten neun Monaten dieses Jahres sind die Umsätze der Telekom - dank höherer Erlöse aus den internationalen Beteiligungen und durch die in Österreich erfolgte Übernahme des Konkurrenten eTel, die im dritten Quartal schon 26,2 Mio. Euro Umsatz beisteuerte - um 2,0 Prozent auf 3,631 Mrd. Euro gestiegen. Die MDC war da noch nicht dabei. Das EBITDA sank dagegen bis September wegen Rückgängen im Festnetz und Anlaufkosten für den Mobilfunkstart in Serbien und Mazedonien in Höhe von 34,8 Mio. Euro bereits um 4,7 Prozent auf 1,463 Mrd. Euro und auch der Nettogewinn ging nach neun Monaten um 9,4 Prozent auf 451,5 Mio. Euro zurück.

Stagnation im Festnetz

Im Festnetz sind die Erlöse in den ersten drei Quartalen bei 1,586 Mrd. Euro stagniert. Die Telekom will jetzt mit neuen Angeboten gegensteuern - etwa mit Kabel-TV. Pro Woche melden sich nach einer groß angelegten Werbekampagne derzeit 2.000 Kunden für aonTV an. Immerhin ein Viertel davon hatte bisher keinen Festnetzanschluss. Zum Stand Ende September kam die TA nur noch auf 2,5 Millionen Festnetz-Teilnehmer, 200.000 Anschlüsse weniger als noch ein Jahr davor, 70.000 verlor sie alleine im dritten Quartal.

Handys und mobiles Internet

Immer mehr Kunden wechseln auf Handys oder mobile Internetzugänge. Laut TA kommen die österreichischen Mobilfunker in Summe im Breitbandinternet schon auf einen Marktanteil von 40 Prozent. Davon hat zuletzt die Konzernschwester Mobilkom profitiert, deren Gruppenumsatz um über 3 Prozent auf 2,238 Mrd. Euro gestiegen ist. Dank eines starken Verkaufs von Datenkarten und USB-Modems erhöhte sich die Zahl der Mobilkom-Kunden im Inland um fast 10 Prozent.

Weißrusslandexpansion

Mit MDC hat die Telekom Anfang Oktober für 730 Mio. Euro rund 70 Prozent des zweitgrößten Mobilfunk-Anbieters in Weißrussland übernommen. Dessen Umsätze kann die Telekom nun bereits im vierten Quartal - und damit zum frühest möglichen Zeitpunkt - voll in der Bilanz verbuchen, wie sie am Mittwoch weiter berichtete. Deshalb geht sie jetzt von einem Umsatzanstieg von 3 Prozent aus - statt bisher von stagnierenden Umsätzen.

Operativer Gewinn

Dass zuletzt mehr Leute in Österreich ihren Festnetz-Anschluss gekündigt haben als ohnehin schon befürchtet und der Telekom-Regulator die Terminierungsentgelte rückwirkend gekürzt hat, könne durch die zusätzlichen MDC-Erträge ausgeglichen werden. In Folge gehe das Unternehmen beim operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen für 2007 weiterhin von einem Rückgang gegenüber 2006 um etwa 3 Prozent aus, hieß es. MDC hat 2006 laut Telekom 263 Mio. Euro umgesetzt bei einem EBITDA von 159 Mio. Euro und dürfte der Telekom damit heuer rund 40 Mio. Euro operativen Gewinn bescheren.

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Die Zahl der MitarbeiterInnen in der Mobilkom-Gruppe ist durch die Erschließung der neuen Märkte (ohne Weißrussland) um 527 Mitarbeiter auf 6.495 Vollzeit-Arbeitskräfte gestiegen. Auch im Festnetz in Österreich, wo der Konzern eigentlich einen Jobabbau plant, wie er am Mittwoch bekräftigte, hat sich der Personalstand zuletzt erhöht: Zum Stichtag Ende September waren es 9.732 Mitarbeiter, 233 mehr als zum Vergleichszeitpunkt des Vorjahres. In Summe hält die Telekom jetzt bei einem Mitarbeiter-Stand von 16.227 nach 15.467 vor einem Jahr.(APA)