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Geduld ist beim Surfen in Afrikas Cybercafés gefordert, das Netz ist langsam, Breitbandanschlüsse kaum vorhanden.

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Nicht nur im afrikanischen Alltag, auch bei der Internetnutzung müssen sich Neulinge aus Europa oder Nordamerika an ein neues Zeitgefühl gewöhnen. Es dauert eine Viertelstunde, bis im Internetcafé die Webseite aufgebaut ist. Im Büro verlangsamt sich der Datenverkehr des überteuerten Breitbandanschlusses plötzlich auf Dial-up-Niveau. Da hilft nur abwarten, es wird schon irgendwann wieder schneller gehen. Und auch wenn das Modem nach sekundenlangem nervösen Flackern den Geist aufgibt oder ein Stromausfall den frustrierten Nutzer stundenlang "offline" zwingt, ist das eben afrikanischer Internet-Alltag.

Kaum Breitband

Wer da jammert, kann sich immer noch privilegiert fühlen. Denn nur vier Prozent der Menschen in Afrika haben Internetanschluss, einen Breitbandanschluss können weniger als ein Prozent der Afrikaner ihr eigen nennen. Millionen Schüler und Studenten sind von dem Informationsfluss, der für Gleichaltrige in Europa oder Nordamerika selbstverständlich ist, abgeschnitten.

Digitale Kluft wird größer

Die Kluft zwischen den afrikanischen und den reicheren Ländern droht noch breiter zu werden. Auch die Entwicklung eines Billig-Laptops für Schüler in der Dritten Welt macht nur dann Sinn, wenn ihnen dazu eine Internetverbindung zur Verfügung steht. Zugleich bedeutet der afrikanische Hunger nach Informationstechnologien einen enormen Wachstumsmarkt für die IT-Branche.

"Connect-Africa"-Gipfel

Das wurde vor wenigen Tagen auch auf dem "Connect Africa"-Gipfel in der ruandischen Hauptstadt Kigali von Regierungschefs und Unternehmen wiederholt betont. Als Beispiel wurde der rapide Anstieg von Mobiltelefonen in Afrika genannt. Hatten Ende 2006 nach Angaben der Internationalen Union für Telekommunikation (ITU) 193 Millionen Afrikaner ein Mobiltelefon, dürften es Ende 2007 bereits mehr als 270 Millionen sein.

Auf dem Treffen wurden Investitionen in Höhe von 55 Mrd. Dollar (37,7 Mrd. Euro) in Aussicht gestellt, um alle afrikanischen Großstädte bis 2012 mit Breitbandanschlüssen zu versorgen. Damit hätte ein Drittel der Afrikaner Zugang zu Breitband-Internet, hieß es. "Das wird zu neuen Arbeitsplätzen und zu neuem allgemeinem Wirtschaftswachstum führen", betonte ITU-Generalsekretär Hamadoun Toure.

Korruption als Hemmnis

Investoren bemängeln allerdings immer wieder die weitverbreitete Korruption und die politische Instabilität in vielen afrikanischen Staaten, die Aktivitäten von Unternehmen bremsen. Doch sowohl die Afrikanische Entwicklungsbank als auch Weltbank und EU haben Fonds bereitgestellt, die dem Internet auch in Afrika durch die Schaffung einer geeigneten Infrastruktur zum Durchbruch verhelfen sollen. (Eva Krafczyk/dpa/DER STANDARD, Printausgabe vom 14.11.2007)