Eisenstadt - Der Diebstahl der 2,5 Mio. Euro geschätzten Stradivari-Geige von Stargeigers Christian Altenburger zu Pfingsten in Wien hatte am Mittwoch im Landesgericht Eisenstadt ein juristisches Nachspiel: Die drei Diebe mussten sich vor einem Schöffensenat verantworten. Den Männern wurden außerdem neun weitere Einbrüche vorgeworfen. Wegen schwerem Einbruchs wurden zwei der Angeklagten zu sechs Jahren unbedingter Haft verurteilt, ihr Komplize erhielt fünf Jahre. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab. Ein Angeklagter erbat sich Bedenkzeit, der zweite meldete über seinen Anwalt Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Der dritte ließ erklären: "Fünf Jahre sind zu hoch." Er werde in Strafberufung gehen. Zum Prozess waren der Musiker sowie mehrere Einbruchsopfer als Zeugen geladen.

Bei dem Coup in der Wohnung des Stargeigers Christian Altenburger wurde ein Standtresor aufgeschnitten. Aus ihm stahlen die Einbrecher neben der Stradivari auch eine Vuillaume-Geige im Wert von etwa 120.000 Euro. Aufmerksamen Postbeamten fiel durch die Polizeiinformation ein Paket für Georgien auf, in dem sich tatsächlich die Beute befand. Der Geiger hat seine Instrumente unversehrt zurück erhalten.

Instrument von Stradivari

Aufhorchen ließ ein Geigenbaumeister mit seinen Ausführungen zur bei dem Einbruch zu Pfingsten gestohlenen "Stradivari"-Geige: Er könne zwar die Zeit bestätigen, in der das Instrument entstand, nicht jedoch, dass es tatsächlich von Antonio Stradivari gebaut wurde.

Die Geige sei "sicher aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts", in Cremona habe es damals "drei bis vier Meister gegeben, die die Fähigkeit hatten, dieses Instrument herzustellen." Dass es ein Meisterwerk aus der Zeit sei und einen Wert von zumindest 500.000 Euro habe, könne er bestätigen. Allerdings sei sie kleiner als übliche Stradivari-Geigen, was für eine Arbeit aus dem Hause Amati spreche.

"Eine Stradivari im selben Zustand wäre das Fünffache wert", so der Fachmann. Letzte Klarheit könne in der Sache wohl nur ein britischer Experte schaffen, der als Autorität auf dem Gebiet der Stradivari-Geigen gelte. Die zweite Violine sei ganz eindeutig Jean-Baptiste Vuillaume zuzuordnen. Das Instrument sei "wirklich schön, eine Super-Geige", schwärmte der Sachverständige. Vuillaume-Geigen hätten mit der Zeit ziemlich an Wert gewonnen: "Heute werden für so schöne Exemplare bis zu 15.000 Euro gezahlt."

Einbruch war im Hausflur nicht zu bemerken

Unter den Zeugen befand sich auch der Stargeiger Christian Altenburger. Zur Zeit des Einbruchs habe er sich auf einem zweitägigen Auslandsaufenthalt befunden. Als er nach Hause kam, sei bei der Wohnungstür die Türmatte hochgeklappt gewesen. "Ich hatte den Eindruck, da wurde der Gang aufgewaschen", so Altenburger. Die Einbrecher hatten aus der Wohnungseingangstüre eine Kassette herausgeschnitten und diese später wieder eingesetzt, so dass der Einbruch von außen auf den ersten Blick nicht zu bemerken war.

In der Wohnung des Musikers wurde ein Wandtresor aufgeschnitten. Nach der Qualität des Safes befragt, meinte Altenburger, ein Fachmann habe ihm gesagt, "das ist das Beste, was man für eine Wand machen kann." Aus der Wohnung wurde auch eine Uhr sowie Schmuck, ein Computer und Kleidung gestohlen. Das meiste habe er bereits zurückbekommen, so der Musiker. Die beiden Geigen seien nicht versichert gewesen.

Identifizierung

Mit einer ähnlichen Vorgangsweise der Eindringlinge hatten auch andere Zeugen Bekanntschaft gemacht, wie sie im Prozess aussagten. Ein Mann konnte einen der Angeklagten identifizieren. Dieser sei ihm im Stiegenhaus begegnet, als bei ihm eingebrochen worden war. Eine zweite Person, die davon lief, habe er nicht erkannt.

Als "ideelle Wiedergutmachung" bekam Altenburger nach seiner Aussage von einem der Angeklagten ein selbst gemaltes Bild. Es zeigt den Musiker, wie er auf seinem Instrument spielt. (APA)