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Scharner rackert sich für Wigan ab.

Foto: APA/EPA/ Pearman
Wigan/England - Seine starke Leistung im österreichischen Fußball-Nationalteam beim 0:1 in Manchester gegen England im Oktober 2005 war mitverantwortlich dafür, dass Paul Scharner einige Wochen später den Sprung in die englische Premier League zu Wigan Athletic geschafft hat. Gut zwei Jahre danach sieht der Mittelfeldspieler das Testspiel zwischen Österreich und den "Three Lions" daheim in Wigan nur vom TV-Gerät aus, weil sein Wunsch nach einem Comeback in der ÖFB-Auswahl bei Teamchef Josef Hickersberger auf taube Ohren stieß.

Im Interview sprach der Niederösterreicher über eine mögliche Rückkehr ins Nationalteam, die Chancen Österreichs gegen England und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere in der Premier League.

Was kann das ÖFB-Team gegen England erreichen?

"Ich sehe gute Chancen, weil England wenige Tage später die vielleicht entscheidende EM-Quali-Partie gegen Kroatien hat und weil Österreich in den letzten Duellen mit England immer gut ausgeschaut hat."

Warum warten die Engländer trotz hochkarätiger Spieler schon seit über 40 Jahren auf einen großen Turniersieg?

"Scheinbar finden sie nicht die richtige Mischung. Man muss aber auch sagen, dass die Spieler wegen der vielen Bewerbe in England rund 70 Spiele pro Saison haben, da ist die Belastung irrsinnig hoch. Man sieht ja auch, dass McClaren in keinem Länderspiel auf alle Top-Spieler zurückgreifen konnte."

Sie kennen die österreichische und die englische Liga. Wie groß ist der Unterschied?

"Es ist einfach das Tempo ein anderes. In England wird 90 Minuten Gas gegeben. Es ist ständig was los, man kann sich nie ausrasten. Gegen Chelsea zum Beispiel habe ich 12,5 km zurückgelegt."

Was braucht man, um sich in der Premier League durchzusetzen?

"Ein eiserner Arbeits- und Trainings-Wille ist Grundvoraussetzung."

Sehen sie diese Qualitäten bei den aktuellen Teamspielern?

"Ich sehe da großen Aufholbedarf. Aber das Potenzial in Österreich ist nicht weniger als zum Beispiel jenes von Italien, Talente sind da."

Inwieweit schmerzt es Sie, dass Hickersberger Ihren Comeback-Wunsch abgelehnt hat?

"Spürbare Schmerzen habe ich nicht gehabt, doch ich habe die Tür aufgemacht. Ob man durchgeht, ist nicht meine Sache."

Glaube Sie noch an eine Hintertür für eine EURO-Teilnahme?

"Keine Ahnung. Ich lasse in den nächsten Monaten meine Leistungen in der Premier League sprechen, dann wird man sehen."

Sie gelten in Österreich als eigenwilliger Spieler. Halten Sie dieses Image für gerechtfertigt?

"Ich habe durchaus meine Ecken und Kanten, wenn ich sehe, dass nicht erfolgsorientiert gearbeitet wird. Außerdem polarisiere ich bewusst, aber nur im Beruf. Privat bin ich ganz anders."

Ihr Verein Wigan Athletic ist zuletzt auf den 19. und damit vorletzten Tabellenplatz abgerutscht. Droht der Abstieg?

"Ich bin enttäuscht, weil ich wollte, dass sich der Verein in obere Tabellenregionen orientiert. Aber ich habe in der vorigen Saison verhindert, dass Wigan abgestiegen ist (Anm.: Scharner traf beim entscheidenden 2:1 für Wigan in Sheffield) und werde es auch diesmal wieder versuchen. Ich würde es mir nicht verzeihen, wenn auf meiner Visitenkarte ein Abstieg steht."(APA)