Auf der Autobahnraststätte unweit der Stadt Arezzo befanden sich vier Autos, zwei mit Lazio-Hooligans und zwei mit Juve-Fans an Bord. In die Krawalle waren laut Ermittlern insgesamt 18 Personen verwickelt. Einige Verkehrspolizisten hatten das Geschehen beobachtet. Einer von ihnen, Luigi Spaccarotella, feuerte einen Warnschuss in die Luft, eine zweite Kugel erreichte durch die Fensterscheibe des Autos Sandri und tötete ihn.
"Mit den Ermittlungen gegen die Freunde meines Bruders will die Polizei nur vor ihrer Verantwortung fliehen", betonte Cristiano Sandri, Bruder des erschossenen Lazio-Fan. Der Rechtsanwalt der Familie Sandri, Michele Monaco, erhob schwere Vorwürfe gegen den Polizisten Spaccarotella. "Es stimmt nicht, dass sich ein Pistolenschuss versehentlich gelöst hat, wie er behauptet. Der Polizist hat mit gestrecktem Arm auf das Auto geschlossen, in dem Gabriele schlief. Gabriele hat sich keineswegs an Krawallen beteiligt", versicherte der Rechtsanwalt.
Gegen Spaccarotella wird wegen Totschlags ermittelt. Die Familie Sandris attackierte Innenminister Giuliano Amato. "Er sollte zurücktreten", sagte Cristiano Sandri.
Hunderte von Menschen pilgerten am Mittwoch zu Sandris Sarg in einer Aufbahrungskammer im Zentrum von Rom. Der Präsident des italienischen Fußballverbandes, Giancarlo Abete, Sportministerin Giovanna Melandri und der römische Bürgermeister Walter Veltroni kondolierten den Eltern des Opfers. Tausende Menschen, darunter zahlreiche Lazio-Ultras, werden beim am Mittwoch in Rom geplanten Begräbnis erwartet. Der Pfarrer Paolo Tammi, der das Begräbnis zelebriert, rief die Lazio-Tifosi zur Versöhnung auf. "Ich appelliere an alle Fans, im Namen Gabrieles auf jegliche Form von Gewalt zu verzichten. Es gibt keine Gerechtigkeit, wenn man nicht auf Gewalt verzichtet", betonte der Geistliche.