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Feiert mit 100.000 Tickets zu zehn Euro seinen einmillionsten Passagier in Bratislava und schimpft über die EU-Kommission: Ryanair-Chef Michael O'Leary.

Foto: Reuters/Herbert Neubauer
Um die Erhöhung des AUA-Kerosinzuschlags und eine Million Passagiere in Bratislava zu feiern, kam das Enfant terrible der Luftfahrt, Ryanair-Chef Michael O'Leary, nach Wien. Der EU wirft er vor, sich nicht um den "wahren Skandal Kerosinzuschläge" zu kümmern.

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Wien – Michael O'Leary, Chef des irischen Billigfliegers Ryanair, ist das Enfant terrible der europäischen Luftfahrt. Ganz Ire, tritt er in großkariertem Hemd über weißem Leiberl im Vorstadthotel zur Pressekonferenz an, schnappt sich überlebensgroße 10-Euro-Kartonagen wie zwei Flügerl und grimassiert fünf Minuten lang für die Fotografen, ehe er sagt: "Okay, we got the ten euro message."

Die 10-Euro-Message: Ryanair begrüßt demnächst seinen einmillionsten Fluggast auf den Routen nach Bratislava (was Ryanair als "Wiener" Flughafen sieht, obwohl nur 65 Prozent aus Österreich kommen), darum gibt es in den nächsten fünf Tagen 100.000 Tickets zu je 10 Euro inklusive aller Taxen und Abgaben und ohne Treibstoffzuschlag.

"Wir feiern heute auch, dass Austrian eben ihren Treibstoffzuschlag erhöht hat", sagt O'Leary. "Das sind großartige Nachrichten für uns: Austrian wird teurer, wir werden billiger." Seit 2001 habe Ryanair drei Millionen auf Flugrouten von und nach Österreich befördert (Bratislava inklusive, sowie Graz, Linz, Salzburg und Klagenfurt), Ende Dezember sollen sechs neue "Skistrecken" dazu kommen.

2008 werde Ryanair seine erste "Basis" in einem osteuropäischen Land eröffnen, wahrscheinlich in Polen, möglicherweise auch in Bratislava, sagt O'Leary. Aber dazu müsse sich dort das Passagieraufkommen verdoppeln, und das erfordere ein entsprechend gutes Diskontangebot des örtlichen Flughafens.

Die Zukunft der europäischen Luftfahrt sieht er, wenig scheu, ganz klar: Es werde in etwa fünf Jahren "vier große Airlines geben, die British-Airways-Family, die Fluglinien rund um Air France und um die Lufthansa, und Ryanair", die der einzige wirkliche Billigflieger sei. Austrian Airlines werde zu diesem Zeitpunkt eine "Tochter" oder sonst wie mit Lufthansa verbundene Airline sein, ohne die sie nicht existieren könne.

Und Ryanair nütze allen Flugpassagieren, da sie BA, Air France und Lufthansa unter Druck setzt. Warum Ryanair der einzige Billigflieger sei? "SkyEurope ist kein Billigflieger, ihr Durchschnittspreis pro Passagier liegt bei 90 Euro, unserer bei 44", sagt er. "Sie sind nach Wien gekommen, um höhere Preise zu erzielen."

Wenig freundlich zeigt sich O'Leary gegenüber der EU-Kommission, mit der ihn jahrelange Streits über angeblich unerlaubte staatliche Beihilfen verbindet. Zwar begrüße er den Vorstoß der EU, irreführende Internetangebote von Airlines zu verbieten.

Der falsche Skandal

"Wir sind die Einzigen, die das nicht tun", nämlich nicht verfügbare Lockangebote im Internet unter Auslassung der diversen Zuschläge zu bewerben. "50 Prozent unserer Sitze werden in den beiden billigsten Kategorien verkauft und alle Presse beinhalten alle Zuschläge."

"Aber die Idioten in Brüssel gehen an der eigentlichen Konsumentenfrage vorbei: Sie untersuchen nicht die skandalösen Kerosinzuschläge", kritisiert der für heftige Attacken bekannte O'Leary die EU-Kommission.

Denn Fluglinien würden über die Treibstoffzuschläge Preise "fixen", da sie selbst nach Kauf eines Tickets die Zuschläge erhöhen können. Und obwohl Airlines ihre Kerosinkäufe durch Hedging absichern, erhöhen sie die Zuschläge, wie eben jetzt.

In gleicher rüder Weise reagiert O'Leary auf die Absicht des EU-Parlaments, Airlines in den Emissionshandel einzubeziehen. "Das ist eine moderne Form des Straßenraubs. Kein Cent dieser Steuern geht in den Umweltschutz", und Airlines hätten aufgrund des Kostenfaktors Kerosin selbst existenzielles Interesse daran, weniger Treibstoff zu verbrauchen. "Wir haben unsere Flotte von Gebrauchtfliegern auf moderne Jets umgerüstet, pro Passagier hat sich unsere Emission dadurch um 50 Prozent verringert." (Helmut Spudich, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.11.2007)