Eine Vertreterin der heimischen Ameisenart namens Lasius austriacus bei der Arbeit. Die Kolonien dieser Ameisen bekriegen sich nicht, was an besonderen Umweltfaktoren liegen dürfte.

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Wien – Zwischen Ameisenstaaten geht es im Normalfall ziemlich kriegerisch her. So friedlich und gut organisiert die Insekten mit ihren Kollegen in der eigenen Kolonie auskommen, so unerbittlich werden Eindringlinge – auch von der gleichen Art, aber einer fremden Kolonie – bekämpft. Der Grund für dieses Verhalten ist ein Grunddogma der modernen Evolutionstheorie: die Förderung der Weitergabe der eigenen Gene, im konkreten Fall über die Nachkommenschaft der eigenen Königin.

Unter den mehr als 12.000 bekannten Ameisenarten gibt es aber auch Ausnahmen. So kann es bei bestimmten Arten zum Zusammenschluss zu Superkolonien kommen. Dabei schalten die Tiere gegenüber Fremden der eigenen Art auf Harmonie um und es kann zur Durchmischung kommen.

Bei der erst 2002 in Niederösterreich entdeckten Ameisenart Lasius austriacus ist die Sache wiederum anders gelagert, wie ein internationales Forscherteam um die Ökologen Birgit Schlick-Steiner und Florian Steiner von der Wiener Universität für Bodenkultur herausfanden. Wie die Wissenschafter in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts "Current Biology" (Bd. 17, Seite 1903) berichten, werden bei Lasius austriacus die Vertreter von anderen Kolonien zwar als fremd erkannt, bleiben aber unbehelligt.

Warum bei dieser Art die sonst typische zwischenstaatliche Aggression fehlt, erklären Steiner und Kollegen mit der Lebensweise der Insekten: Die Ameisen halten sich Läuse, von deren Ausscheidungen sie sich ernähren – und müssen damit nicht um Nahrung kämpfen. Für die Forscher ein Hinweis darauf, das Umweltbedingungen eine bisher unterschätzte Rolle bei Kooperationen aller Art spielen. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 11. 2007)