Ansichtssache: Gerichtszeichnungen von Oliver Schopf

Gerichtszeichnung: Oliver Schopf
Der liechtensteinische Treuhänder, Kuno Frick jun., erzählte von der Reise nach Paris. Dort hat er als Stiftungsvorstand die Verträge mit Flöttl unterschrieben. Weil die Bawag laut Ex-Chef Zwettler "offiziell nicht aufscheinen sollte", lief ab 1998 alles unter dem Codenamen Paris.

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Wien – "Irgendwie ganz witzig" ging es am 52. Tag des Bawag-Prozesses zu, jedenfalls beschrieb Zeuge Kuno Frick junior, der liechtensteinische Treuhänder und Stiftungsvorstand der Bawag-Stiftungen, seinen ersten Kontakt zur Bawag mit diesen Worten. Worum es am Mittwoch ging: Wie die Bawag zu den Stiftungen kam und wie ihre "Pariser Verträge" mit Flöttl entstanden.

Die Bawag hatte im Oktober 1998 vier "pfannenfertige" (Frick-)Stiftungen bei der TTA Treuhandgesellschaft der Familie Frick gekauft (Bensor, Biamo, Treval und Glen Star). Dort landete das Flöttl-Vermögen, über sie wurde frisches Geld überwiesen. Die Bewertung des Flöttl'schen Vermögens hatte die Bawag selbst übernommen. "Kennt sie sich bei Gemälden so gut aus?", wurde Frick gefragt. "Einer Großbank, die auch in der Vermögensverwaltung tätig ist, würde ich das zutrauen", beschied der 40-jährige Treuhänder. Er selbst sei zwar Stiftungsvorstand gewesen, allerdings immer der Weisung des Auftraggebers unterlegen. Im November 1998 (der Verlust von 639 Mio. Dollar war manifest) musste laut Frick "alles relativ schnell gehen, ich sollte nach Paris reisen". In der dortigen Kanzlei Willkie, Farr & Gallagher traf Frick die heute Angeklagten Johann Zwettler und Peter Nakowitz, sowie "rund acht weitere Leute, die noch heftig daran waren, an den Verträgen zu feilen, von denen ein ganzer Stapel dalag." Frick nahm an, es handle sich "um die Anwälte der Bawag, die die Verträge errichten", tatsächlich waren es Anwälte Flöttls. Das Problem lag damals buchstäblich auf dem Tisch: "Es sollte alles rasch gehen, hätte ich die Verträge und ihre Anlagen im Detail durchgelesen, hätte ich eine Woche bleiben müssen." Also bat Frick ("Ich sollte ja im Auftrag der Bawag unterschreiben") die beiden Wiener "mir wenigstens grob zu erzählen, worum es geht". Das hätten die auch getan: Im Rahmen von Veranlagungsgeschäften lägen Verpfändungsverträge als Sicherheiten vor. Fricks Vertrauen war offenbar groß, "es handelte sich um Mandatsverträge mit einer der größten österreichischen Banken, ich habe keine Zweifel gehegt."

Codename Paris

So ganz alltäglich dürfte ihm die Sache aber doch nicht vorgekommen sein: "Ich habe darauf bestanden, dass auch Bawag-Funktionäre den Vertrag unterschreiben, aber das ist auf wenig Gegenliebe gestoßen." Weder Zwettler noch Nakowitz wollten das, denn: Vertragspartner Flöttls war nicht die Bawag, sondern ihre liechtensteinische Austost, "die Bawag sollte offiziell nicht aufscheinen", wie Zwettler frank und frei sagte. Warum nicht? "Das hat die Bilanzrunde so beschlossen", antwortete Nakowitz vage.

Der originelle Ausweg: Nakowitz (hatte Funktionen in der Austost gehabt) unterschrieb – aber mit "Paris", und in Paraphen mit "P": Auf dieses Codewort hatte man sich geeinigt, fortan wurde "jeder Auftrag an den Stiftungsvorstand unter diesem Kennwort" getätigt, wie es im Mandatsvertrag heißt. Ob Elsner von all dem überhaupt wusste? Er war "über die Grundzüge informiert, wusste, dass die Stiftungen in Bawag-Auftrag arbeiten", sagten seine Ex-Kollegen. Er selbst sieht das auch so; Details hat er vergessen.

Vor dem letzten Bawag-Zeugen des heurigen Jahres hatte Leopold Krondorfer, bis 1997 Chef der Innenrevision, berichtet; man habe die Sondergeschäfte 1996 und 1997 "nach bestem Wissen und Gewissen geprüft". Bis auf manche Dokumente über Sicherheiten, die habe Elsner verwahrt, "und ich konnte ja nicht zu ihm gehen und in den Tresor schauen", meinte der Zeuge, der 1963 an einem Schalter der "Arbeiterbank" begonnen hatte. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.11.2007)