Wien - Die Rolle der Internationalen Atomenergiebehörde
(IAEO bzw. IAEA) in Nordkorea bleibt auch nach einem Treffen zwischen
Generaldirektor Mohammed ElBaradei und US-Chefverhandler Christopher
Hill unklar. Während Hill von einer engen Zusammenarbeit sprach,
meinte der IAEO-Chef, dass die Arbeit seiner Behörde erst einsetzen
werde, wenn Nordkorea wieder dem Atomsperrvertrag beitritt.
Mitarbeiter der Atombehörde sind darüber unzufrieden, dass ihre
Aufgabe in der Phase der Stilllegung nicht festgelegt ist, berichten
Diplomaten in Wien.
Laut einem Abkommen mit China, Japan, Russland, Südkorea und den
USA muss Nordkorea bis Jahresende sein gesamtes Atomprogramm offen
legen. "Wir erwarten, diese Liste bald zu erhalten", sagte Hill heute
zu Journalisten. "Wir werden in diesem Bereich sehr, sehr eng mit der
IAEO zusammenarbeiten." Im Abkommen ist jedoch nicht davon die Rede,
dass die internationale Organisation die nordkoreanische Erklärung
erhalten und überprüfen soll. ElBaradei meinte, dass die Überprüfung
der Liste dann notwendig sei, wenn Nordkorea zum Atomsperrvertrag
zurückkehrt.
Nicht zuviel Druck
Nordkorea wehrt sich gegen eine stärkere Rolle der IAEO, berichten
Diplomaten. ElBaradeis Strategie sei es, nicht zu viel Druck auf das
isolierte Land auszuüben, um das Endziel einer normalisierten
Beziehung zwischen IAEO und Pjöngjang nicht zu gefährden.
Dennoch gibt es Stimmen in der Atombehörde, die die rechtlich
undefinierte Rolle der Inspektoren in der Phase der Stilllegung der
Atomanlagen kritisieren. Nach der Abschaltung der Anlagen in Yongbyon
haben US-Spezialisten vorige Woche in einer zweiten Phase begonnen,
die Einrichtungen stillzulegen, indem sie wichtige technische
Komponenten entfernen. Währen die Überwachung der Abschaltung durch
IAEO mit einem Abkommen geregelt war, haben die Inspektoren während
der laufenden Stilllegungsarbeiten keinen neuen Aufgaben übernommen.
Sie beschränken sich darauf, den Status der Anlagen in Yongbyon
weiterhin zu überwachen. (APA)